Kindheitstraum Puppenstube
Die Puppenstuben sind nicht nur für Kinder spannend. In historischen Puppenstuben begegnet dem Betrachter die Wohnwelt vergangener Epochen. Mit bewundernswerter Genauigkeit und viel Einfallsreichtum wurde der Wohnraum samt dem Mobiliar und der sonstigen Einrichtung detailgetreu bis hin zum Zimmerschmuck nachgebildet.
Ältere Puppenstuben sind längst zu interessanten kulturgeschichtlichen Forschungsobjekten geworden. Die historischen Stücke haben nicht an Aktualität verloren. Sie sind Zeitzeugen, Spiegel und Dokumente ihrer Epoche und Gesellschaft.
Die Geschichte der Puppenstube beginnt vor ca. 400 Jahren. Als kleine Kunstwerke angefertigt, zeugen sie vom Reichtum sie waren Prestige- und Repräsentationsobjekte.
Das Bürgertum greift die Idee im 18. Jahrhundert auf. Verkleinerte Abbilder von Häusern und Villen werden gebaut. In der Biedermeierzeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, wird die Puppenstube vom reinen Repräsentations- und Anschauungsobjekt zum pädagogischen Spielzeug. Um die Mädchen der Familien spielerisch auf ihre späteren Aufgaben als Mutter und Hausfrau vorzubereiten. Hierfür werden die Wohnungen wohlhabender Bürgerfamilien detailgetreu - en miniature - nachgebildet. In diese Zeit fällt auch der Beginn der industriellen Produktion von Puppenstuben. Nun, in größerer Zahl verfügbar, erhält die Puppenstube als "Spielzeug" Einzug in alle sozialen Schichten der Bevölkerung. Auch einzelne Räume, reich ausgestattete Puppenküchen und der Kaufladen als adäquates Spielzeug für die Jungen kommen auf den Markt – soziale Rollen werden trainiert. Puppenstuben dienen nun für die kindlichen Früherziehung, zur Belehrung. An Puppenstuben können wir historische und kulturelle Entwicklung sowie kulturgeschichtliche Veränderungen jener vergangenen bürgerlichen Welt nachvollziehen. Puppenstuben- und häuser sind ein spannendes und einzigartiges kulturgeschichtliches Zeugnis.
Die Sammlung des Memminger Stadtmuseums beinhaltet Puppenstuben, Puppenküchen, Kaufläden, Bauernhöfe sowie seltene Spielzeugeinzelstücke. Sie zeigt anhand zahlreicher Exponate unterschiedlichste Facetten der Entwicklung der Puppenstube. Wir werden in eine Guckkastenwelt entführt, in der wir Gegenstände, zum Teil längst vergessene Gerätschaften wiederentdecken, die es so in unserem heutigen Umfeld gar nicht mehr gibt, an die wir uns erinnern, von denen wir unseren Kindern und Enkelkindern erzählen und so Geschichte und Geschichten teilen und mitteilen können. Die Sammlung dokumentiert somit nicht nur kulturgeschichtliche Entwicklung, sondern ist auch als Anregung zum Gespräch zwischen den Generationen zu verstehen.