Stadt Memmingen:Memminger Freiheitspreis 1525

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Memminger Freiheitspreis 1525

Seit dem Jahr 2005 wird der „Memminger Freiheitspreis 1525“ für Verdienste um Freiheit, Recht und Gerechtigkeit zuerkannt.

Nach der ersten Preisvergabe 2005 an den ehemaligen ungarischen Außenminister Dr. Gyula Horn wurde der Preis zum zweiten Mal 2009 an den Autor und Lyriker Reiner Kunze verliehen. Im Jahr 2013 wurde die pakistanische Menschenrechtlerin Malala Yousafzai ausgezeichnet, 2016 der katholische Bischof Dr. Erwin Kräutler. Im Mai 2022 soll Prof. Heribert Prantl mit dem Memminger Freiheitspreis ausgezeichnet werden.

Mit der Erinnerung an das Bauernkriegsjahr 1525 soll das Erbe der in Memmingen von den aufständischen Bauern verfassten Zwölf Artikel wach gehalten werden. Dieser Forderungskatalog gilt heute als erste Formulierung von Grund- und Menschenrechten auf deutschem Boden.

Ausgezeichnet werden Persönlichkeiten, Verbände, Initiativen, die sich im Namen der Menschenwürde für Freiheit, Recht, Gerechtigkeit einsetzen. In ihrem Bestreben  Machtmissbrauch aufzudecken und zu verhindern sind sie ermutigende, motivierende Vorbilder in unserer Gesellschaft. In den Artikeln der Bauernschaft wurden auf der Grundlage des Evangeliums zum ersten Mal grundlegende Freiheitsrechte für Menschen eingefordert und in christlicher Verantwortung in einzelnen Forderungen nach Gerechtigkeit konkretisiert. Freiheit ist zu allen Zeiten ein Gestaltungsprozess, nie abgeschlossen, oft gefährdet, ein Prozess, der das Gespräch mit allen Gruppen der Gesellschaft braucht und sucht. Ergebnis dieses Prozesses ist die Formulierung von Recht, das Gerechtigkeit zum Ziel hat. Auf der Grundlage der Freiheitsrechte für jeden Menschen fordern die Bauernartikel die Legitimation und Beschränkung von staatlicher Gewalt. Macht darf nie willkürlich ausgeübt werden. Sie hat vielmehr der Freiheit und der Gerechtigkeit zu dienen.

Welche Bedeutung der damaligen Versammlung der Bauern innerhalb der Geschichte der Freiheitsbewegungen in Deutschland zugemessen wird, dokumentierte im Jahr 2000 Bundespräsident Dr. h.c. Johannes Rau, der anlässlich der Memminger Gedenkfeier zur 475. Wiederkehr des Abfassung der Zwölf Artikel die Beschwerdeschrift der oberschwäbischen Bauern als die erste demokratische Verfassungsurkunde auf deutschem Boden bezeichnete.  Eine frühe Formulierung von Grund- und Menschenrechten, wie sie  erst wieder 1848 in der Paulskirchenverfassung aufgenommen und letztlich erst mit der Weimarer Reichsverfassung im Jahr 1919 geltendes Recht in Deutschland wurden.

Die Auszeichnung des „Memminger Freiheitspreises 1525“ besteht aus einer Urkunde, einem Gedenksiegel und einem Geldpreis in Höhe von 15.000,-- Euro. Das Auswahlgremium setzt sich aus dem Oberbürgermeister der Stadt Memmingen, einem Vertreter des Kuratoriums Memminger Freiheitspreis 1525, dem Ersten Pfarrer von St. Martin sowie vier Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und öffentlichem Leben zusammen. Namentlich sind dies Oberbürgermeister Manfred Schilder, der Landtagsabgeordnete a.D. Herbert Müller (Vorsitzender "Kuratorium") und der evangelische Dekan Christoph Schieder. Auswärtige Jurymitglieder sind die Bundesministerin a. D. Renate Schmidt, der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel, der Landesbischof der ev.-luth. Kirche in Bayern EKD-Ratsvorsitzender Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm und der Historiker Prof. Dr. Bernd Roeck.

Die besondere Wertschätzung des Preises kommt auch in der Bereitschaft des damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler zum Ausdruck, die Laudatio auf Reiner Kunze zu übernehmen. Die Anwesenheit des Bundespräsidenten bei der Preisverleihung am 20. März 2009 in der Kirche St. Martin in Memmingen unterstrich nochmals den Rang, welcher der Memminger Abfassung der Zwölf Artikel innerhalb der Geschichte der Freiheitsbewegungen in Deutschland zugemessen wird.