Zwei neue Abteilungen, eine Neurologische Klinik als Hauptabteilung und eine Palliativstation, sind zwei große, fast schon außergewöhnliche Neuerungen, auf die Klinikumsleitung zum Jahresschluss nun zurückblicken konnte. „Wir sind ein wachsendes Unternehmen“, konstatierte Verwaltungs- und Referatsleiter Wolfram Firnhaber. Auch der Ärztliche Direktor, Prof. Dr. Albrecht Pfeiffer, hob in seiner Ansprache zum Jahresabschluss hervor, dass der Betrieb des Hauses die laufenden Kosten erwirtschafte. Mit Prof. Dr. med. Hartmut Bürkle wurde der Chefarzt der Anästhesie verabschiedet. Ihn erreichte ein Ruf auf die Professur für Anästhesiologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, für Prof. Dr. Pfeiffer Ausdruck des Renommees und der Leistungsfähigkeit des Memminger Klinikums.
„Ich habe vollstes Verständnis, dass Sie dem Ruf nach Freiburg folgen. Es ist das naturgegebene Ziel eines über die Habilitation hinaus wissenschaftlich arbeitenden Kollegen“, so Ärztlicher Leiter, Prof. Dr. Pfeiffer bei der Jahresabschlussfeier des Klinikums. Prof. Dr. Bürkle habe sich große Verdienste um das Memminger Klinikum erworben. „Sie haben unsere Anästhesie auf den neuesten Stand gebracht. Das neue OP-Statut trägt Ihren Namen“, würdigte Pfeiffer. Bürkle habe als OP-Koordinator den Ablauf der Operationen sichergestellt. Als größte Leistung wertete der Ärztliche Leiter jedoch, dass unter Bürkle die Anästhesiologie in den gesamten Alltag des Hauses hervorgetreten sei und als Abteilung eine eigenständig hohe Reputation im Hause erworben habe. Prof. Dr. Pfeiffer dankte für Bürkles Engagement, nicht zuletzt bei der Auswahl des ärztlichen Personals, bis zum letzten Tage. Prof. Dr. Bürkle erwiderte mit einem Dank für die Jahre in Memmingen und am Klinikum: „Sie werden immer ein Teil meines Herzens sein und hoffe, Sie ein bisschen mitbewegt zu haben“. In seiner Berufung sieht er die Reflexion der klinischen Arbeit am Klinikum Memmingen. Seit seinem Antritt 2004, als Bürkle aus Münster kam, sei das Klinikum bemerkenswert gewachsen. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger sprach Bürkle im Namen der Stadt und des Stadtrates seinen Dank aus und überreichte ihm ein Präsent. Den Abschied des langjährigen Personalrates und Amtsarztes Dr. Johann Böckh zum April nächsten Jahres in den Ruhestand kündigte Dr. Holzinger an. „Da wir aber noch nicht wissen, ob sich die Gesetzgebung nicht noch ändert und Sie nicht doch länger arbeiten müssen, warten wir noch mit der offiziellen Verabschiedung“, scherzte Dr. Holzinger. Doch wurde ihm schon ein Präsent überreicht.
Hinter dem städtischen Klinikum liegen nicht nur personelle Änderungen: Zum August diesen Jahres nahm die Neurologische Abteilung, eine Kooperation von Stadt und Bezirkskliniken Schwaben, ihren Betrieb am Klinikum auf. Der Chefarzt, PD Dr. med. Christoph Lichy, berichtete von den ersten Monaten der Arbeit. Er sei mit dem Erreichten „sehr zufrieden“ und der Krankenhausleitung dankbar, dass sie den guten Start ermöglicht habe. 320 Patienten sind in den ersten Monaten von Lichy und seinen zwei Oberarztkollegen behandelt worden. Das entspricht einer fast 100%igen Nutzung der neuen Kapazitäten. Vor allem Schlaganfallpatienten profitieren von der Neuerung. Ebenfalls neu in Betrieb genommen wurde die Palliativstation. Prof. Pfeiffer erinnerte an die offizielle Eröffnung am 16. Juni mit einem Festvortrag von Ministeralrätin Dr. med. Gabriele Hartl. Auch Investitionen in den Umbau der Apotheke und der Zentralsterilisation sowie der Bau des Grundwasserbrunnens blieben nicht unerwähnt. Oberbürgermeister Dr. Holzinger misst der ebenfalls 2010 gegründeten Klinikmanagement Memmingen-Unterallgäu gGmbH hohen Stellenwert bei. Stadt und Kreis wollen damit „Synergieeffekte nutzen“.
Innerhalb eines Jahres hat das Klinikum die aufwendige DIN EN ISO 9001:2008-Gesamtzertifizierung des Hauses erreicht. Bisher verfügten nur Abteilungen und Teilbereiche über entsprechende Zertifikate. Prof. Dr. Pfeiffer dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Motivation und das Engagement bei diesem Prozess. Mit dem externen Beratungsunternehmen evo-CONSULT seien Prozesse im Haus angeglichen worden. Neben den Qualitätsbeauftragten Peter Königsberger und Sylvie Schraut waren über 100 Mitarbeiter aktiv beteiligt. Die Zertifizierung ist für Prof. Dr. Pfeiffer Ausdruck von Fachkompetenz und Transparenz und ein „Benefit“ für die Patienten. Die Zertifizierung sei als „kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ zu betrachten, betonte Firnhaber. Dabei stehe die Patientenorientierung im Mittelpunkt, ergänzte Schraut. Ebenfalls zertifiziert wurde das Kontinenz- und Beckenbodenzentrum unter Leitung von Oberarzt Josef Lang. Die fünf Abteilungen Gynäkologie, Urologie, Gastroenterologie, Pädiatrie, Proktologie sowie die Physiotherapie arbeiten hier interdisziplinär eng zusammen. „Bereits im Haus vorhandenes Fachwissen konnte hier zusammengeführt werden“, so Lang.