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"Wahrheit, Recht und Gottesfurcht“

Erstellt von Pressestelle |

Rahmenprogramm zur Freiheitspreisverleihung: Prof. Dr. Hans Maier, Kultusminister a.D., erinnerte an drei in St. Johann gehaltene Vorträge Romano Guardinis

„Wussten Sie, dass Romano Guardini hier in der Pfarrkirche St. Johann Baptist 1945 drei Vorträge gehalten hat“, wurde Stadtrat Herbert Müller MdL a.D. bei einem Spaziergang durch Memmingen vom Abt des Klosters Ettal gefragt. Müller forschte nach und gewann gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger einen Kenner Romano Guardinis als Referenten, um an diese Vorträge über Wahrheit, Recht und Gottesfurcht zu erinnern: Prof. Dr. Hans Maier, Kultusminister a.D., stellte in einem Vortrag den Theologen und Religionsphilosophen Guardini, seine Beziehungen zu Memmingen und seine Gedanken über Recht und Freiheit dar. Der gut besuchte Vortrag in der Kirche St. Johann fand im Rahmenprogramm zur Verleihung des Memminger Freiheitspreises statt.

Prof. Hans Maier hat selbst als Student Vorlesungen bei Romano Guardini gehört und folgte ihm später als Professor auf dem nach Guardini benannten Lehrstuhl für Religionswissenschaft an der Münchner Universität nach.

Der berühmte Theologe und Priester Romano Guardini war über seinen Studienfreund Josef Gehrer, Pfarrer von Mooshausen, immer wieder in die Region gekommen und hatte dort während des Krieges länger Unterschlupf gefunden, erklärte Prof. Maier. „Um von Mooshausen nach Memmingen zu kommen, musste Guardini von den Einladenden buchstäblich über die Grenze geschmuggelt werden – die Grenze zwischen der französischen und der amerikanischen Zone, die beim Iller-Stauwehr verlief.“

Die Einladenden waren Memminger Jugendliche auf der Suche nach Orientierung und Werten und in Vorbereitung eines ersten „Bekenntnistags der katholischen Jugend“ nach dem Krieg. Im kriegszerstörten Memmingen, referierte Prof. Maier, sei es Guardini darum gegangen, nach einer Zeit der Lüge, des Unrechts und der Tyrannei die Sprache wiederzufinden. „Guardini kam es darauf an, den Jugendlichen in einfachen und jugendgemäßen Worten klarzumachen, worauf menschliches Zusammenleben beruht: auf Recht, Wahrheit, Gottesfurcht.“

Viele der Kriegsgegner des Zweiten Weltkriegs seien inzwischen Freunde geworden, so Prof. Maier. „Wir leben in geordneten internationalen Verbindungen. Wir können – das ist wichtig hier in Memmingen – heute auch auf die Freiheitstraditionen unserer Geschichte zurückgreifen und dürfen sie in unser aktuelles Staats- und Rechtsverständnis integrieren.

Übrigens: Einer der damaligen Memminger Jugendlichen war unter den Zuhörern des Abends. Ehrenbürger Weihbischof Max Ziegelbauer hatte 1945 einen der Vorträge Guardinis in der Johannkirche gehört. „Wir waren stolz, dass so ein berühmter Theologe zu uns nach Memmingen gekommen ist. Nach dem Ende des Unrechtsstaats durfte man wieder katholisch sein. Es war eine Befreiung“, erinnerte sich Ziegelbauer im Gespräch beim anschließenden Stehempfang vor der Kirche.

Ins Gespräch vertieft (von links): Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und Prof. Dr. Hans Maier, Kultusminister a.D. (Fotos: Alexandra Wehr/ Stadt Memmingen)
Erinnerte an den großen Theologen und Religionsphilosophen Romano Guardini: Prof. Dr. Hans Maier bei seinem Vortrag in der Pfarrkirche St. Johann, wo Guardini 1945 kurz nach Kriegsende drei Vorträge über Wahrheit, Recht und Gottesfurcht gehalten hatte.