Mit zwei stadtbildprägenden Bauvorhaben befasste sich der Gestaltungsbeirat in seiner Sitzung vom 18. Juli 2023. Das evangelisch-lutherische Dekanat stellte Planungen für einen Neubau des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses vor, die DITIB Türkisch-Islamische-Gemeinde Memmingen präsentierte die ersten Planungen für ein Minarett an der Moschee in der Schlachthofstraße.
Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus am Westertor soll Ende 2025 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, informierte Dekan Christoph Schieder im Gestaltungsbeirat. In erster Linie soll der Neubau am gleichen Standort Raum für einen großen Veranstaltungssaal bieten, der etwas kleiner als der aktuelle Saal geplant werde, und für Versorgungsräume wie Küche, Toiletten oder Foyer. Der bestehende Keller soll erhalten bleiben und das neue Gebäude auf den Keller aufgesetzt werden. Das zukünftige Gebäude soll sich harmonisch in den Grüngürtel entlang der historischen Stadtmauer einfügen und ein ansprechendes Entrée in die Grünanlage darstellen. Zur Umsetzung des Bauvorhabens soll ein beschränkter Planungs- und Realisierungswettbewerb ausgeschrieben werden.
Von Seiten der Sachverständigen des Gestaltungsbeirats wurde angeregt, bei der Ausschreibung des Wettbewerbs auch eine mögliche Verschiebung des zukünftigen Gebäudes nach Westen zu ermöglichen. Dadurch könne zur Stadtmauer mehr Freiraum gewonnen werden. Sie mahnten auch an, den hervorragenden Baumbestand um das Dietrich-Bonhoeffer-Haus während der Baumaßnahme gut zu schützen. „Die Bäume sind Ihr großes Kapital. Der Grüngürtel um die Innenstadt ist die Klimaanlage für Memmingen“, betonte Landschaftsarchitektin Katja Aufermann (München). Insgesamt sollte das gesamte Grüngelände um das Bonhoeffer-Haus über das Grundstück der Kirche hinausgehend in die Planung mit einbezogen werden.
Im Gestaltungsbeirat wurden auch die ersten Planungen für ein Minarett an der Moschee in der Schlachthofstraße vorgestellt. Geplant ist ein rund 24 Meter hoher Turm, der mit dem Bestandsgebäude der Moschee verbunden ist. Das Minarett soll an der Schlachthofstraße entstehen, ein Fundament ist bereits vorhanden. Gestalterisch sind an allen vier Seiten senkrechte Schlitze im Mauerwerk vorgesehen, die mit Milchglas geschlossen werden. An hohen muslimischen Feiertagen kann der Turm auf diese Weise von innen beleuchtet werden. Das Minarett soll durch ein spitzes Zeltdach gedeckt werden. Ein Zugang zum Turm soll über eine Wendeltreppe geschaffen werden.
Die externen Sachverständigen des Gestaltungsbeirats beurteilten die architektonische und städtebauliche Erscheinung des geplanten Minaretts. Sie empfahlen dem Bauherrn den Standort nochmals zu überdenken und alternativ eine freistehende Lösung zu prüfen. Aus architektonischer und städteplanerischer Sicht sei der Entwurf insgesamt gut gelungen. Der Gestaltungsbeirat beurteilte es auch als sehr wichtig, dass der stadtbildprägende und noch im Wachstum befindliche Walnussbaum südlich des geplanten Minaretts im Zuge der Bauarbeiten keinen Schaden nimmt und sich weiter entwickeln kann.
Der Gestaltungsbeirat hat eine rein beratende Funktion, er berät als unabhängiges Sachverständigengremium den Stadtrat sowie die Bauherrschaft und deren Planer.