Begonnen hat es Anfang der 70er Jahre mit einem kleinen Projekt. Den Kindern ausländischer Gastarbeiter sollte bei ihren Hausaufgaben geholfen werden. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich daraus ein umfangreiches Netzwerk zur Unterstützung ausländischer Mitbürger: der Ausländerbeirat ist 1975 gegründet worden. „Damals waren wir neben München die einzige Stadt in Bayern, die ein solches Gremium hatte“, blickte Gerd Böhler, Gründungsgeschäftsführer des Ausländerbeirats, auf die Anfänge zurück. Mit einem festlichen Empfang im Rathaus wurde nun das 40-jährige Bestehen des Ausländerbeirats gefeiert.
„Die Menschen, die in Memmingen ankamen, brauchten dringend Unterstützung“, umriss Gerd Böhler die Arbeit des Ausländerbeirats bei einem Podiumsgespräch, das von Katrina Dibah-Lavorante moderiert wurde. „Wir haben ganz grundlegende Hilfe geleistet bei Behördengängen oder bei schulischen Problemen, es wurden Sprachkurse organisiert und Möbel oder Kleidung besorgt.“ Böhler war 30 Jahre lang von der Stadtverwaltung aus Geschäftsführer des Gremiums. „Wir haben unser Memminger Modell in anderen Städten vorgestellt, und es hat für Verwunderung gesorgt, dass ein städtischer Mitarbeiter als Klammer in das Gremium eingebunden war. Unsere Arbeit wurde immer stark unterstützt von Oberbürgermeister Dr. Bauer und Dr. Holzinger und durch den Stadtrat“, betonte Böhler.
Für den Frieden in einer Stadt sei die Integration der ausländischen Bevölkerung grundlegend, erklärte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger. „Man muss auf Integration hinarbeiten, dann wird sie auch geschehen“, zeigte er sich überzeugt. 40 Jahre lang sei durch den Ausländerbeirat wertvolle Arbeit geleistet worden. „Der erste Satz der Satzung ist immer noch aktuell: Zur Lösung der ausländischen Bevölkerung beitragen und mit allen gesellschaftlichen Kräften ihre Interessen vertreten“, zitierte er aus der Satzung des Gremiums. „Ich empfinde das Miteinander in Memmingen heute als sehr gut.“
Dass der Ausländerbeirat auch die vielen Flüchtlinge im Blick hat, die derzeit in Deutschland ankommen, machte ein junger Mann aus dem Iran auf dem Podium deutlich. Djavid Abbassi ist 27 Jahre alt und kam vor 15 Monaten nach Deutschland. „Ich wollte ein normales Leben führen, und in meinem Land ging das nicht“, erklärte der junge Mann, der als Afghane im Iran diskriminiert worden war und keine Schule besuchen durfte.
Das Engagement des Ausländerbeirats sei nach wie vor notwendig, betonte Commendatore Antonino Tortorici, seit 20 Jahren Vorsitzender des Gremiums. Jeder vierte Memminger habe heute einen Migrationshintergrund. Der Zustrom der Flüchtlinge sei eine große Aufgabe für Politik und Gesellschaft. „Der Unterschied zu unserer Generation ist, dass wir damals mit einem Arbeitsvertrag gekommen sind und Betriebswohnungen bekommen haben. Unsere Familien sind nachgekommen und unsere Kinder haben heute eine gute Bildung. Sie sind voll integriert.“ Integration, zu der auch der Ausländerbeirat einen wichtigen Betrag geleistet hat.
Tortorici richtete seinen Dank an stellvertretenden Hauptamtsleiter Michael Birk, der seit zehn Jahren als Geschäftsführer des Gremiums die Arbeit koordiniert. Die Höhepunkte der 40-jährigen Geschichte des Ausländerbeirats wurden bei einer Präsentation in der Rathaushalle deutlich.