„Rechts oder links“, erkundigte sich Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger bei Tiefbauamtsleiter Ingo Mnich, bevor er gemeinsam mit Stadtrat Wolfgang Nieder und Bürgerausschussvorsitzendem Richard Groß die Schalter des neuen Pumpwerkes umlegte. Das Pumpwerk ermöglicht, das Abwasser durch die neugelegte, sieben Kilometer lange Druckleitung nach Memmingen zu pumpen. Künftig kann dann das Abwasser aus Vokratshofen und Ferthofen auch im städtischen Gruppenklärwerk in Heimertingen aufbereitet werden.
Mit ohrenbeteubendem Lärm starteten die drei Kompressoren der neuen Abwasserdruckleitung, die nach nur drei Monaten Bauzeit in Betrieb genommen werden konnte. Oberbürgermeister Dr. Holzinger dankte ausdrücklich der Firma Kutter für die schnelle Umsetzung. „Dies wäre allerdings ohne die gute Kooperation mit den ansässigen Landwirten niemals möglich gewesen, die bereitwillig Ihre Felder zur Verfügung stellten“, ergänzte Mnich.
Mit der jetzt fertig gestellten Leitung werden die Stadtteile Volkratshofen und Ferthofen an das Gruppenklärwerk der Stadt Memmingen angeschlossen. Das bisherige Klärwerk in Ferthofen konnte in der Vergangenheit durch den Befall der Zuckermückenlarve nicht immer eine ausreichende Abwasserreinigung gewährleisten. Die bestehende Tropfkörperanlage hätte mit einem Kostenaufwand von rund 300 000 Euro in eine Belüfteranlage umgerüstet werden müssen. Auch wären aufgrund des Alters der Anlage weitere Reparaturarbeiten in Höhe von über 100 000 Euro in nächster Zeit angefallen.
So entschloss man sich jetzt zu der umgesetzten Lösung. Das bisher am Klärwerk Ferthofen anfallende Abwasser wird künftig dem städtischen Kanalnetz und damit dem Gruppenklärwerk Memmingen in Heimertingen zugeleitet. Die rund 1,4 Millionen Euro teure Maßnahme wird mit der Abwasserabgabe verrechnet. So „entstehen der Stadt im Ergebnis nur geringe Kosten“, wie das Stadtoberhaupt erläuterte.
Die sieben Kilometer lange Druckleitung aus Kunststoff wurde in bis 1,50 Meter tief im Boden versenkt. Die Kunsstoffrohre wurden mit Hilfe einer Grabenfräse und teilweise unterirdisch im Spülbohrverfahren verbaut. Die Autobahnen A 7 und A 96 in Hart beziehungsweise in Ferthofen galt es ebenso wie die Buxach zu unterqueren.
Um die erforderliche Technik zur Förderung des Abwassers unterzubringen, wurde ein einstockiges Pumpwerksgebäude auf dem Gelände der alten Kläranlage errichtet. Das pneumatische Pumpwerk in ihm besteht im wesentlich aus folgenden Teilen: Zwei Druckbehälter mit einem Fassungsvermögen von jeweils 1 000 Liter zur Aufnahme des Abwassers, drei Arbeitsluftkompressoren und der elektronischen Steuerung.
Das Abwasser wird über einen Vorschacht den Druckbehältern zugeleitet. Sobald ein Behälter gefüllt ist, wird der Zulauf verschlossen und von den Kompressoren Druckluft in den Behälter geblasen, so dass das Abwasser mit einem Druck von bis zu 10 bar in die Druckleitung befördert wird. Um Fäulnisbildung und Ablagerungen zu verhindern, wird die Druckleitung regelmäßig nachts mit Druckluft durchgespült. Das dann am Übergabebauwerk ankommende Abwasser läuft ohne Druck, in freiem Gefälle zum Gruppenklärwerk nach Heimertingen.