Wir kennen Tage der offenen Tür bisher nur von Institutionen oder Firmen. Beim neuen Veranstaltungsformat mm open öffneten Memminger Bürgerinnen und Bürger am Sonntag ihre Türen und luden andere ein. Von Hart bis in den Memminger Osten gab es 16 Orte der Begegnung. Ein kleiner Ausschnitt.
Wer an diesem Sonntag einen Spaziergang durch Memmingen unternommen hat, kam nicht daran vorbei: orangene Pappteller mit der Aufschrift „mm open“ luden jede und jeden zum Verweilen bei Fremden ein. Die Besuchenden tauchten in eine Stadt ein, die sie so noch nicht kannten. In versteckten Gärten, auf gemütlichen Balkonen und in Efeu bewachsenen Hinterhöfen traf man sich und lernte sich kennen. Ein digitaler Plan auf der Website zeigte den Besuchenden alle Stationen.
„Kommen Sie! Kommen Sie!“, begrüßte ein Gastgeber die Teilnehmenden lächelnd am Gartenzaun. Ein fröhliches „Holas!“ erwartete Spaziergänger an einem gemütlichen Hock nahe des Stadtbachs. Hier trafen vier Nationen am orangenen Pappteller aufeinander: Ecuador, Peru, Kolumbien und Deutschland – südländische Gelassenheit und Liegestühle inklusive. Die Gastfreundschaft und Offenheit an den verschiedenen Aktionsorten machte Fremde plötzlich zur Gemeinschaft. „Woher kommst du?“ „Wie heißt du?“ „An welchen Stationen warst du schon?“ – gemeinsame Gesprächsthemen gab es genug.
Bei Kuchen, Cappuccino und sogar selbst gebrautem Bier kamen Menschen ins Gespräch und erzählten von sich und von der Geschichte ihrer Orte. So führte ein Gastgeber-Paar durch ihr Haus, das früher einmal ein Café war. An einer weiteren Station berichteten die Menschen von ihrem Traum ein gemeinsames Wohnprojekt auf die Beine zu stellen. Zwanzig Personen, darunter drei Generationen, unter einem Dach. Auch die Wohngruppe des Vereins für Körperbehinderte öffnete an diesem Tag ihre Türen.
Jeder Aktionsort war so individuell wie die Menschen dahinter. Doch bei aller Einzigartigkeit hatten die Besuchenden und Gastgebenden zwei Dinge gemeinsam: Ein paar Grad weniger hätten an diesem bislang heißen Tag des Jahres 2023 gut getan und dass man sich nächstes Jahr gern wieder bei mm open trifft.
Die Veranstaltung mm open, ein Projekt von Utopia Toolbox, fand im Rahmen der Memminger Meile in Kooperation mit dem Projektbüro Stadt der Freiheitsrechte statt und möchte die Stadtgesellschaft wieder mehr in Kontakt und Verbindung bringen. Denn Dialog und Gesprächsbereitschaft sind auch wichtige Aspekte der Zwölf Artikel, die 1525 in der Memminger Kramerzunft verabschiedet wurden (weitere Informationen unter www.stadt-der-freiheitsrechte.de). Unter www.mmopen.de/so-wars können ab Ende Juli weitere Eindrücke und Meinungen der Teilnehmenden eingesehen werden.