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Ohne Engagement kein Ausbildungsplatz

Erstellt von Pressestelle |

Pressegespräch: Experten klären über „Die Mythen der Lehrstellensuche“ auf

Eigentlich stehen Jugendlichen bei der Lehrstellensuche alle Türen offen. Viele Betriebe suchen händeringend Auszubildende. Trotzdem wurden laut Berufsbildungsbericht im Jahr 2012 in Deutschland weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Bei einer Pressekonferenz im Landratsamt Unterallgäu klärte Isabel Krings, Leiterin der Freiwilligenagentur Schaffenslust, gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft über „Die Mythen der Lehrstellensuche“ auf.

Der Hintergrund des Gesprächs: Sowohl Lehrer als auch die Freiwilligenagentur haben festgestellt, dass immer weniger Schüler den Rat der Schülerpaten - ein Angebot der Freiwilligenagentur - suchen. „Dies ist nicht allein auf sinkende Schülerzahlen zurückzuführen, sondern auch auf die zunehmend sinkende Leistungsbereitschaft und Motivation der Jugendlichen“, so Krings. Weit verbreitet sei der Irrglaube, dass die Fülle der offenen Lehrstellen ausreiche für jeden – unabhängig von der Ausbildungsreife. Dies ist laut Krings eine fatale Entwicklung, denn die Firmen lassen Lehrstellen eher unbesetzt, als unfähige Auszubildende einzustellen.

Landrat Hans-Joachim Weirather betonte, die Gesamtsituation im Unterallgäu sei sehr erfreulich. Junge Leute würden von den Betrieben förmlich umworben. Trotzdem sei für einige Jugendliche die Unterstützung der Schülerpaten wichtig. „Wir können und wollen es uns nicht leisten, dass Jugendliche auf der Strecke bleiben.“

Der Memminger Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger lobte das Engagement der Schülerpaten: „Sie nehmen die Jugendlichen bei alltäglichen Dingen an die Hand, zum Beispiel wenn es um gutes Benehmen geht.“ Zudem würden die Kommunen viel in die Bildung junger Leute investieren.

Hermann Jäckle, langjähriger Schülerpate und selbst Chef eines Ausbildungsbetriebes, berichtete über das Engagement der Schülerpaten. Oft würden Eltern nicht an die Jugendlichen herankommen. Die Paten geben strukturierte Hilfe zur Selbsthilfe auf dem Weg in die Berufswelt: Dazu gehören Benimm-Regeln, Hilfestellung bei der Berufswahl oder Tipps bei der Bewerbung. Krings sagte, die unverbrauchte Autorität und die Vorbildfunktion des Schülerpaten seien sehr effektiv. Jäckle erklärte, warum die Arbeit der Schülerpaten auch bei einem guten Ausbildungsmarkt wichtig sei: Schlechte Bewerber mit mangelnder Leistungsbereitschaft werden trotz offener Lehrstellen abgelehnt.

Gottfried Voigt, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Memmingen-Mindelheim, beschrieb die Situation auf dem Lehrstellenmarkt folgendermaßen: „Handwerk hat goldenen Boden und bildet flexibel aus  - aber nicht um jeden Preis.“ Dabei seien nicht nur die Zeugnisnoten ausschlaggebend. „Wer sich im Praktikum beweist, hat auch mit schlechteren Noten Chancen, unterzukommen.“ Doch ehe ein Unternehmen einen Lehrling einstelle, der weder Engagement noch Wille beweise, blieben Stellen eher unbesetzt, als sich mit faulen Kompromissen durch die Probezeit zu mogeln.

Das bestätigte auch Markus Anselment, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben. „Im IHK-Bezirk Bayerisch-Schwaben besteht noch eine hohe Bereitschaft, auszubilden - aber sie hat auch ihre Grenzen.“ Fehlten Kenntnisse in Deutsch oder Mathematik, könne nachgeschult werden. „Mangelnde Sozialkompetenz wird hingegen nicht akzeptiert“, so Anselment. „Man holt sich keinen faulen Apfel, der alle verdirbt“ lautet die einhellige Meinung. Zuletzt betonte Anselment, nicht nur Akademiker, sondern auch Facharbeiter würden gebraucht. Gymnasiasten, die glauben, nur ein Studium verhelfe zur Karriere, seien auf dem Irrweg.

 

Über die Schülerpaten:

Bereits 2006 startete Schaffenslust das Schülerpatenprojekt an den Hauptschulen in Mindelheim und Memmingen. Schrittweise wurde es auch an den Hauptschulen in Babenhausen, Erkheim, Ottobeuren, Bad Grönenbach, Türkheim und Bad Wörishofen eingeführt. Insgesamt 149 Schülerpaten waren seitdem aktiv. In manchen Schuljahren wurden bis zu 60 Patenkinder von 60 Paten betreut. Die Schülerpaten konnten und können im Schnitt 80 Prozent der Patenkinder helfen.

In einem Pressegespräch informierten (von links) IHK-Geschäftsführer Markus Anselment, Schülerpate Hermann Jäckle, die Leiterin der Freiwilligenagentur Isabel Krings, Landrat Hans-Joachim Weirather, Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Gottfried Voigt über die Mythen der Lehrstellensuche. Foto: Büchele/Landratsamt