Im Rahmen einer Feierstunde im Rathaus verlieh der Unternehmer Wolfgang E. Schultz den EUmérite 2016 an Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn. Damit würdigt das Memminger Unternehmen das Lebenswerk des langjährigen Präsidenten des ifo Instituts und Professors der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Der renommierte Nationalökonom und Hochschullehrer nutzte seine Dankesrede, um die aktuellen Geschehnisse in Europa zu beleuchten. So stornierte Sinn nach dem Votum Großbritanniens für den Brexit und der Entscheidung des Bundesverfassungsgericht das OMT-Programm- der beliebige Aufkauf nationaler Schuldscheine- zu billigen, seinen für Juni geplanten Urlaub in die Mongolei. Er mußte die Zeit nutzen, „um all seine Gedanken nieder zu schreiben“ und verfasste ein Buch mit dem Titel „Der schwarze Juni“.
Resümierend und gleichzeitig auch warnend stellte Sinn im Hinblick auf die aktuelle Lage in Westeuropa fest, dass sich Europa in der schwersten Krise seit dem Krieg befinde. Damit nicht auch andere Länder dem Vereinigten Königreich folgen und um Liberalität zu sichern, müsse die EU den Brexit-Schock nutzen, um sich selbst grundlegend zu reformieren. So fordert er eine sofortige Änderungskündigung des Lissabonner EU-Vertrages – eine Maßnahme, die „Rückgrat“ erfordere.
Wolfgang E. Schultz, der Stifter des Preises, erklärt „Ethik, Europa und soziale Marktwirtschaft – auf diesen drei Eckpfeilern beruht die Auszeichnung“. Sie würdigt Personen, die Europas geistige und moralische Kraft „in Einklang mit eindeutig praktiziertem Bekenntnis zu sozialer Marktwirtschaft fördern“. Prof. Sinn sei wichtig, dass volkswirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten im Sinne Weber‘scher „Verantwortungsethik“ vorrangig beachtet werden, wenn politische „Gesinnungsethik“ langfristig absehbar zu Schäden führt.
Im Anschluss an den Festakt lud Oberbürgermeister Dr. Holzinger den Preisträger sowie die anwesenden Festgäste zum Eintrag in das Goldene Buch der Stadt ein.