Mit einem Festakt in der Stadthalle feierte das Sonderpädagogische Förderzentrum 25 Jahre Reichshainschule. Zentrales Thema der Feierstunde war die Zukunft der Sonderschulen mit ihren individuellen Fördermöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die sonderpädagogische Hilfen benötigen. Unter dem Schlagwort „Inklusion“ wird derzeit der Unterricht von Kindern mit Behinderungen an Regelschulen diskutiert. Festredner war mit Professor Dr. Clemens Hillenbrand ein Sonder- und Rehabilitationspädagoge an der Universität Oldenburg.
Voll besetzt waren die Reihen im kleinen Saal der Stadthalle an diesem Morgen. Erzieherinnen, Sozialpädagogen, Schulleiter, Sonderschullehrer und Ehrengäste aus Kirche und Politik waren gekommen. „Freut euch, heute feiern wir, heute feiern wir ein Fest ...“, stimmte der Kinderchor der Grundstufe der Reichshainschule einen Kanon zum Auftakt des Festaktes an. Schulleiter Willi Seitz übernahm die musikalische Koordination und die Festgäste unterstützten die Kinder in ihrem fröhlichen Gesang.
Seitz zeigte in seiner Begrüßung den Werdegang der „Memminger Hilfsschule“ auf. „Im Jahr 1923 wurde der Schulbetrieb im Keller der Bismarckschule aufgenommen“, blickte der Schulleiter zurück. Nach dem Krieg sei die Hilfsschule wegen des Lehrermangels aufgelöst worden. Ab dem Jahr 1949 wurde dann der Schulbetrieb in wechselnden Gebäuden unter verschiedenen Namen wieder neu begonnen. Seit 1985 ist das Sonderpädagogische Förderzentrum in der Reichshainschule untergebracht. „Ziel unserer sonderpädagogischen Hilfen ist es, dass die Kinder sich ein erfülltes und erfolgreiches Leben gestalten können“, so Seitz zum Abschluss seiner Rede.
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger überbrachte die Grüße und Glückwünsche der Stadt und des Stadtrates. Der Rathauschef erinnerte an den Umzug des Vöhlin-Gymnasiums aus dem Gebäude der Reichshainschule an den Kaisergraben und den vorausgegangenen Neubau der Berufsschule an der Bodenseestraße vor 25 Jahren. „Die Reichshainschule ist eine wichtige Einrichtung, welche stark die kommunalen Grenzen überschreitet. Hier arbeiten Stadt und Land zusammen“, betonte Memmingens Oberbürgermeister.
„Inklusion“ heißt das neue Schlagwort in der Unterrichtsmethodik für Kinder mit Behinderungen“, erläuterte der Festredner des Tages, Professor Dr. Clemens Hillenbrand von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Nach einer Konvention der Vereinten Nationen müssen betroffene Kinder und Jugendliche künftig auch an Regelschulen unterrichtet werden. Von einem „Nachteilsausgleich“, von „gleichen Startchancen“, von „sich dazugehörend fühlen“ war zu Beginn des Vortrages des Sonder- und Rehabilitationspädagogen die Rede. Hillenbrand brachte es deutlich auf den Punkt, dass eine „Inklusion“ oft an der „hohen Belastung der Lehrkräfte“ in diesem Bereich scheitere. Hillenbrand zeigte verschiedene Beispiele für eine präventive Lernförderung auf. „Neben der Qualifizierung der Fachkräfte und Lehrer muss vor allem eine professionelle Unterstützung für die Schülerinnen und Schüler gewährleistet werden“, so Hillenbrand weiter. „Inklusion“ sei ein hoch anspruchsvoller Auftrag, welcher nur gelinge, wenn auch die betroffenen Familien und die Kinder und Jugendlichen selbst sich beteiligten. „Wir brauchen eine neue Kultur des Miteinanders, auch des fachlichen Miteinanders“, schloss der Universitätsprofessor seinen Festvortrag.
In ihrem Grußwort vertrat die Abteilungsleiterin für den Bereich Schule bei der Regierung von Schwaben, Gabriele Holzner, die Auffassung, dass es auch künftig Sonderpädagogische Förderzentren geben werde. Stephan Prändl, Bundesvorsitzender des Verbandes Sonderpädagogik, bestätigte der Reichshainschule, dass sie sich der „menschlichen Vielfalt“ annehme und fester Bestandteil der inklusiven Bildung der Region sei.
Die musikalische Gestaltung des Festaktes übernahm neben dem Chor der Grundstufe eine Trommlergruppe und das Streicherquartett der Schule.
