Die Verbandsversammlung des Zweckverbands Landestheater Schwaben (LTS) hat sich für Dr. Kathrin Mädler als neue Intendantin entschieden. Die bisherige leitende Schauspieldramaturgin am Theater in Münster übernimmt im August 2016 die Leitung von Walter Weyers. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde sie jetzt offiziell vorgestellt.
„Mit Dr. Kathrin Mädler hat das Landestheater Schwaben eine engagierte und hochmotivierte Dramaturgin zur neuen Intendantin gewählt“, begrüßte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Medienvertreter bei der Pressekonferenz. Mädler sei, so Dr. Holzinger in der Funktion als Vorsitzender des Zweckverbandes, die erste weibliche Intendantin in der Geschichte des Theaters. Dr. Holzinger hob hervor, dass im Rahmen einer vorbereitenden Findungskommission, der neben Vertretern des Zweckverbandes namhafte Intendanten und Vertreter des Freistaates Bayern angehörten, aus rund 50 qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern schließlich drei Kandidatinnen und Kandidaten in die engste Wahl ausgewählt wurden, die der Verbandsversammlung dann zur Entscheidung vorgestellt wurden.
„Ich freue mich auf die neue Aufgabe und die besondere Herausforderung, Theater auch außerhalb Memmingens im Spielgebiet zu präsentieren“, so die promovierte Dramaturgin Mädler. Für sie sei das Theater immer schon ein Ort, an dem man über Gemeinschaft und Kommunikation nachdenke. Mädler möchte das Theater ernst nehmen, sich Themen stellen, „die unter den Nägeln brennen“ und Themen verwenden, „die im Moment angehen“. Theater sei eine Gegenwartskunst: Durch ein zeitgenössisches Theater mit vielen jungen Autoren und Regisseuren möchte sie erreichen, dass die Leute „so gern ins Theater gehen wie ins Kino“.
Die 38-Jährige wird jetzt möglichst viele Vorstellungen des LTS besuchen, um das Ensemble und Menschen kennenzulernen und sich mit der Stadt und dem Spielgebiet auseinandersetzen. Sie will sich an die Menschen hier herantasten und dabei fragen „Wie ticken die Menschen? Was interessiert das Publikum?“. Weiterhin sieht Mädler es als wichtige Aufgabe, junge Leute ins Theater zu kriegen. Dies wolle sie erreichen, indem Jugendliche eingebunden werden, selbst mitwirken können und indem Stücke angeboten werden, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene ansprechen. Für die Spielzeit 2016/2017 - der Spielplan muss bereits Ende Mai diesen Jahres fertig sein – habe sie bereits viele Ideen, könne aber noch keine genauen Details verraten. Für Mädler ist „ein guter Spielplan das eine, ein starkes Ensemble das andere“ und sie bezeichnete das Ensemble als „Herz des Theaters“.
Im nächsten Jahr geht die Ära von Walter Weyers als langjährigen, verdienten Intendanten des LTS zu Ende. Dr. Ivo Holzinger: „Ohne der Verabschiedung vorzugreifen, gilt es heute schon, für seine fast 20-jährige Intendanz mit 19 Spielzeiten zu danken. Mit seinem Namen ist auch der durch die Stadt Memmingen erfolgte Neu- und Erweiterungsbau des Theaters für rund 15 Mio. Euro im Jahre 2010 verbunden“.
„Walter Weyers hat in den über 19 Jahren seines Wirkens am Landestheater Schwaben die Aufgaben des Theaters, aktiver Teil unserer Gesellschaft zu sein, stets beherzt und engagiert wahrgenommen, dabei aber auch eine Fülle von neuen Akzenten gesetzt. Dazu gehörte auch, das Publikum oftmals aufzufordern, sich auf das Theater einzulassen, gesellschaftspolitischen Fragen nicht auszuweichen. Jüngst hat er mit seiner Heavy-Metal-Oper „Kanaan“, von der israelischen Band „Orphaned Land“ musikalisch begleitet, einen besonderen Akzent gesetzt. Im Rahmen der Feiern zum 50-jährigen Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel wird das Werk auch in Israel, und zwar in der Memminger Partnerstadt Kiryat Shmona und in Tel Aviv, aufgeführt“, zeigte Dr. Holzinger auf und betonte, dass es gut gelungen ist, einen harmonischen Übergang der Intendanz zu schaffen.
Dr. Holzinger überreichte Mädler einen Fünf-Jahres-Vertrag und wünschte der neu gewählten Intendantin alles Gute, viel Glück und Erfolg für das schwäbische Theater mit seiner wichtigen kulturellen Aufgabe außerhalb der Metropolen. Walter Weyers wünschte er eine gelungene und erfolgreiche letzte Spielzeit 2015/2016.
Kathrin Mädler, 1976 in Osnabrück geboren, studierte Dramaturgie, Theater- und Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Bayerischen Theaterakademie August Everding, sowie in Cincinnati, Ohio und an der University of California, Irvine. Promotion in Theaterwissenschaft in München. Während des Studiums Gast-Regieassistenzen am Staatstheater Karlsruhe und dem Burgtheater Wien. Lehraufträge an der Ludwig-Maximilians-Universität und an der Westfälischen Wilhelms Universität.
Von 2005 bis 2012 war Kathrin Mädler Schauspieldramaturgin am Staatstheater Nürnberg im Leitungsteam von Schauspieldirektor Klaus Kusenberg. Dort betreute sie zahlreiche Ur- und Erstaufführungen zeitgenössischer Texte. Seit 2012, mit dem Antritt der Intendanz von Ulrich Peters, ist sie leitende Schauspieldramaturgin am Theater Münster und gestaltete dort mit Schauspieldirektor Frank Behnke die zeitgenössische Neuausrichtung des Schauspiels.
Seit 2009 inszeniert Kathrin Mädler, unter anderem Peter Weiss' „Die Ermittlung“ auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg (ausgezeichnet mit dem Nürnberger Theaterpreis für die beste Produktion, nominiert beim "nachtkritik-Theatertreffen"), „Penthesilea“ nach Heinrich von Kleist, die Uraufführung von Lukas Hammersteins „Damals wurde es irgendwie heller“ am Staatstheater Nürnberg, Lessings „Miss Sara Sampson“ am Theater Münster, sowie „Das Monster weint" und zuletzt Noah Haidles "Lucky Happiness Golden Express" am Stadttheater Ingolstadt.
