Kaffee und Kuchen stehen bereit und die Blicke aller richten sich auf ihn, als er eintritt. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger schaut beim „Offenen Nachmittag für Demenzkranke“ des Caritasverbandes Memmingen-Unterallgäu e.V. vorbei. Jeden Donnerstag kommt nachmittags eine Runde aus sechs bis neun Demenzkranken aus Memmingen und Umgebung sowie Ehrenamtlichen unter der Leitung von Caritas-Mitarbeiterin Gabriele Schwarzmann zusammen. Und heute eben der Oberbürgermeister. „Eine große Ehre, dass Sie bei uns sind“, wie es eine der älteren Damen ausdrückt. Gemeinsam wird geplaudert, gesungen und geraten.
Das Stadtoberhaupt soll einen solchen Nachmittag miterleben. So sieht es die bayernweite „Aktion Rollentausch“ vor, bei der Politiker, aber auch Vertreter aus Wirtschaft, Kirche, Verwaltung oder Presse eine soziale Einrichtung besuchen und dort „mitarbeiten“. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger hat hieran sichtlich Freude. Man plaudert ein wenig, singt gemeinsam, dann trägt der Gast aus dem Rathaus noch die Geschichte vom Nachtwächter aus dem mitgebrachten Memminger Heimatbuch vor. Richtig in ihrem Element sind einige der Senioren, als es um das Sprichwörter-Raten geht. „Was man nicht im Kopf hat“, stellt eine der Ehrenamtlichen in den Raum und von allen Seiten schallt es zurück „..hat man in den Beinen“. So geht es sämtliche Male und immer wieder beeindruckt es, wie geistig fit die Senioren hier noch sind. Doch haben sie alle leichte bis mittelschwere Demenz, eine weit verbreitete Krankheit mit mehr als einer Million Betroffenen in Deutschland.
Demenzkranke leiden unter dem unterschiedlich stark ausgeprägten Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, ferner des Denkvermögens, der Sprache und der Motorik und haben Probleme, den Alltag zu bewältigen. Die hier versammelten Seniorinnen werden meist zu Hause gepflegt. Der offene Nachmittag der Caritas will die Angehörigen in der Betreuung entlasten sowie den Betroffenen soziale Kontakte außer Haus, sowie Spaß und Freude bereiten. „Wichtig ist uns, das Wohlbefinden zu fördern und das Selbstwertgefühl zu stützen“, beschreibt Schwarzmann die Intention des Angebots. Die Wohltätigkeitsorganisation plant bereits eine weitere offene Gruppe für Demenzkranke - dann jeden Dienstag.