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"Der Krieg hat einen langen Arm ..."

Erstellt von Pressestelle |

Gedenken zum Volkstrauertag auf dem Waldfriedhof und im Anschluss auf dem jüdischen Friedhof.

Bei der Gedenkveranstaltung auf dem Waldfriedhof nahm Oberbürgermeister Manfred Schilder Bezug auf den Lyriker Martin Kessel: "Der Krieg hat einen sehr langen Arm. Noch lange, nachdem er vorbei ist, holt er sich seine Opfer". Auch viele Jahre nach dem Ende eines Krieges und weit entfernt vom Handlungsort müssen Menschen leiden, so Manfred Schilder. Der Volkstrauertag sei deshalb auch für sie gedacht. „Die Opfer sind unschuldige Menschen. Menschen, die unfreiwillig ihre Heimat verlassen müssen. Ehefrauen, Väter, Mütter, Kinder von Gefallenen und Vermissten.“ 

Dekan Ludwig Waldmüller sagte in seiner Rede: „Der Volkstrauertag erinnert an die Opfer von Gewalt, Egoismus und Unverantwortlichkeit – und ich bin sprachlos angesichts dessen, was immer noch passiert.“ Er schlug den Bogen von der Friedens- und Sozialenzyklika „Pacem in Terris“ (Frieden auf Erden) über das Versöhnungsgebet von Coventry bis hin zu aktuellen Ereignissen. Auch die ungleichen Verhältnisse zwischen den Industrienationen und den Regionen des Globalen Südens thematisierte er. Papst Johannes XXIII hatte seine Enzyklika am 11. April 1963 zum ersten Mal nicht nur an die Gläubigen gerichtet, sondern ganz bewusst „an alle Menschen, die guten Willens sind“, erinnerte der Dekan.

Neben Vertreterinnen und Vertretern von Verbänden und Vereinen nahm an dem ehrenden Gedenken auch der Dekan der evangelischen Kirche, Christoph Schieder, teil. In seiner Ansprache begrüßte Oberbürgermeister Manfred Schilder zudem Bürgermeisterin Margareta Böckh, Bezirksrätin Petra Beer, den Landtagsabgeordneten und Bürgerbeauftragten Klaus Holetschek sowie Altoberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und Staatsminister a.D. Josef Miller, beide Ehrenbürger der Stadt.

Der Spielmannszug und Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, eine Abordnung des Bayerischen Roten Kreuzes und das Bläser-Ensemble der Stadtkapelle sorgten für einen feierlichen und stimmungsvollen Rahmen. Auch in den Stadtteilen gedachte man der Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft in zahlreichen Gottesdiensten und Gedenkfeiern an den Kriegerdenkmälern.

Der Volkstrauertag ist aber nicht nur ein Tag des Gedenkens. Er mahnt auch: zu Versöhnung, Verständigung und Frieden. Dies griff Oberbürgermeister Manfred Schilder in seiner Ansprache ebenfalls auf. Jeder sei gefragt, dafür zu sorgen, dass Versöhnung stattfindet. „Lasst euch erzählen, wie es damals war, was damals war. Und erzählt diese Geschichten jenen, die heute hetzen. Fragt sie, ob sie vergessen haben, dass ein Krieg nicht mit dem ersten Schuss beginnt, sondern viel früher.“ 

Für die Stadt traten Oberbürgermeister Manfred Schilder, Bürgermeisterin Margareta Böckh und die Stadt- und Bezirksrätin Petra Beer vor, um einen Kranz am Kriegerdenkmal niederzulegen. Klaus Holetschek, Landtagsabgeordneter und Bürgerbeauftragter der Staatsregierung, stand ihnen zur Seite.

Wie es der Brauch auf jüdischen Begräbnisstätten ist, legten Oberbürgermeister Manfred Schilder und Altoberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Memmingen (DIG), nicht nur einen Kranz nieder, sondern auch einen Stein auf die Gedenkstätte des jüdischen Friedhofs, den sie im Anschluss besuchten.

Efrat Pan, die Kulturbeauftragte der DIG, brachte in ihrer Rede ihre Gefühle zum Ausdruck. Sie sprach über die Angst, mit der sie lebt: „Wir sind erschrocken, wenn wir beobachten, was in Deutschland passiert.“ Wie im Vorjahr begleitete sie das Gedenken mit einem hebräischen Gebet. „Es gibt viel zu sagen, und zugleich auch nicht mehr so viel zu sagen. Der Anschlag in Halle muss uns Mahnung sein. Wir alle müssen uns fragen, was wir tun können, damit sich der Hass nicht noch mehr verbreitet“, forderte sie eindringlich.

Oberbürgermeister Manfred Schilder forderte in seiner Ansprache zum Dialog mit Zeitzeugen auf. (Fotos: Andrea Rihm/ Pressestelle Stadt Memmingen)
Abgeordnete der Freiwillige Feuerwehr und des Bayerischen Roten Kreuzes führten wieder den Trauerzug an.
Die Kränze auf dem Kriegerdenkmal stammen vom Kriegsgräberverband, von der Traditionsgemeinschaft JaboG 34 Allgäu, vom VdK Memmingen und von der Stadt Memmingen.
Beim Gedenken auf dem jüdischen Friedhof: Oberbürgermeister Manfred Schilder, Dr. Ivo Holzinger, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Memmingen, sowie Efrat Pan. (v.li.)