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Denkmal von nationaler Bedeutung

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Stadtmauer an der Kohlschanze: Ältester bislang bekannter überdachter Wehrgang in Deutschland – Dachstuhl von 1373 sehr gut erhalten

Es ist eine wirkliche Sensation: Der deutschlandweit älteste bislang bekannte überdachte Wehrgang einer Historischen Stadtmauer steht in Memmingen. Es handelt sich um den Wehrgang im rund 75 Meter langen Mauerabschnitt an der Kohlschanze. Darüber informierte Dr. Christian Kayser vom Münchner Ingenieurbüro Barthel & Maus bei einem Baustellenrundgang mit Medienvertretern. „Der überdachte Wehrgang ist ein ausgesprochen wertvolles Denkmal von nationaler Bedeutung“, betonte der Bauforscher.

„Wir können sehr stolz sein auf unsere Historische Stadtmauer, und wir tun auch alles, um sie für die Nachwelt zu erhalten“, erklärte Oberbürgermeister Manfred Schilder. Seit 2012 wurde die Baugeschichte der Stadtmauer gründlich erforscht. Seit 2018 läuft die auf zehn Jahre angelegte Sanierung.

Eine so genannte dendrochronologische Untersuchung der Jahresringe der im Dachstuhl verbauten Hölzer hat die Bauforscher aufmerken lassen: „Die Überdachung des Wehrgangs datiert auf das Jahr 1373“, informierte Ingenieur Dr. Kayser. Das Besondere daran: Die Historische Bauforschung war bislang davon ausgegangen, dass Wehrgänge erst im 15. Jahrhundert mit der Verbreitung von Handfeuerwaffen überdacht worden seien. „Man brauchte Überdachungen, um das Schießpulver trocken zu halten“, erklärte Kayser. In Memmingen hat man aber bereits rund 100 Jahre früher als andernorts eine Überdachung des Wehrgangs gebaut. „Die ersten Pulverbüchsen kamen um 1350 auf. Vielleicht hatte Memmingen damals schon teure Pulverwaffen“, überlegte Dr. Kayser. „Das wäre möglich, denn Memmingen war im Spätmittelalter eine sehr reiche Stadt. Bis ins 16. Jahrhundert hinein hat man auch viel in die Stadtmauer investiert.“

An der Überdachung aus dem 14. Jahrhundert lasse sich die spätmittelalterliche Bauweise hervorragend nachvollziehen, erläuterte Kayser. Es finden sich beispielsweise die im 14. Jahrhundert üblichen Zimmermannszeichen, etwa Einkerbungen ins Holz, um einen Balken zu kennzeichnen. „In Memmingen wird mit fundiertem Zimmermannshandwerk und restauratorischer Behutsamkeit saniert“, lobte Dr. Kayser. Herausgeschnitten werde altes Holz nur dort, wo es verfault sei oder von Pilz befallen. „Wir werden jedem einzelnen Balken gerecht“, erklärte Wolfgang Zettler, Geschäftsführer des beauftragten Bauunternehmens Zettler. „Das ist alte Zimmermannskunst, die unseren Mitarbeitern auch Spaß macht.“

Ingenieur Dr. Christian Kayser (Barthel & Maus) informierte über das beeindruckende Alter der Wehrgang-Überdachung an der Kohlschanze. (Fotos: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)
Das Team, das an der Sanierung der Stadtmauer arbeitet (von links): Baureferatsleiter Fabian Damm, Stadtplanungsamtsleiter Uwe Weißfloch, Bauleiter Mathias Berg, Oberbürgermeister Manfred Schilder, Ingenieur Dr. Christian Kayser und Bauunternehmer Wolfgang Zettler.
Alte Zimmermannszeichen: Mit Einkerbungen wurden im Spätmittelalter Balken gekennzeichnet.
Der Dachstuhl stammt aus dem Jahr 1373 und ist damit die älteste bislang bekannte Überdachung eines Stadtmauer-Wehrgangs in Deutschland, vielleicht sogar in Mitteleuropa.