Beim Besuch des Oberbürgermeisters zu ihrem 100. Geburtstag Ende Januar kam Rosa Geiger auf ihre große Theaterleidenschaft zu sprechen. Und da sie die umfangreiche Theatererweiterung am Elsbethenhof noch nicht kannte, lud sie der Oberbürgermeister spontan zur Theaterführung ein. Keine drei Wochen später ist es soweit.
Es ist kurz vor zwölf, als der Oberbürgermeister ihr die Eingangstüre aufhält. Rosa Geiger, 100-jährige Memmingerin und dabei noch in bester Konstitution, tritt ein. Walter Weyers, Intendant des Landestheaters, begrüßt die rüstige Dame und führt sie sogleich in den Theatersaal. Dort laufen Proben für das Stück Zwillingsbrut, das demnächst Premiere feiert. Eingerahmt von Weyers und Holzinger lauscht sie aus der dritten Reihe den Proben. „Ich steh eher auf Klassiker“, bemerkt sie nach ein paar Sequenzen. Doch auch hier ist Intendant Weyers nicht um eine Antwort verlegen: demnächst feiere Schillers Maria Stuart Premiere und lädt die alte Dame dazu ein. Den Theatersaal kenne sie noch von früher, berichtet sie. Denn früher sei sie oft im Theater gewesen. „Die Kunst hat mich immer interessiert“, erzählt sie auf ganz liebenswürdige Art. Auch auf der Bühne des Großen Saals stand sie schon einmal. Mit dem Schultheater habe sie einst auf den Brettern gespielt, erinnert sich Geiger. „Das ist aber dann schon neunzig Jahre her“, fügt der Oberbürgermeister schmunzelnd an. Neuland betritt Geiger mit der neuen Theaterschleuse. Hier sind noch immer Handwerker zugange. So auch in der Malerwerkstatt, Teil der künftigen gläsernen Werkstätten. „Ich bin auch ein bisschen Malerin“, entfährt es da Geiger. Schon als Rot-Kreuz-Schwester während des zweiten Weltkrieges habe sie dieses Hobby ausgeführt. Neugierig läuft sie mit ihrem Gehstock oder eingehakt bei Intendant und dem Oberbürgermeister jeden Raum ab. Die neuen Räumlichkeiten des Theaters gefallen ihr: „Das hat sich toll verändert.“ Nun ist die kleine Gruppen in der Schneiderei und im Fundus zwischen zahlreichen Kostümen angekommen. „Das ist der Höhepunkt meines Lebens“, entfährt es der alten Dame immer wieder, um aber dann doch einzuschränken, „ein Höhepunkt meines Lebens“. In der neuen Theatergastronomie bei einem Gläschen Sekt und einer Gulaschsuppe erzählt sie dann noch von zahlreichen Abenden nach dem Theaterbesuch im Gasthaus zum Löwen. „Jetzt kann man gleich im Haus einkehren“, berichtet Weyers und dabei klingt viel Stolz über das neue Gebäude mit. Rosa Geiger wird wieder kommen. Zu Maria Stuart und statt dem Oberbürgermeister wird sie dann der Theaterbus abholen.
