Stadt Memmingen:Suchtprojekttag in der Schule

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Suchtprävention in 8. und 9. Klassen

Die Suchtprävention hat sich in den letzten Jahren verändert und deshalb sind auch neue Ansätze und Methoden in die Arbeit eingeflossen. Die Veränderung ist - weg von Abschreckung, Drogenkunde oder ‘Verbotspredigten’ - hin zu Vorgehensweisen, die die Persönlichkeit stärken und die Lebenskompetenzen der Kinder fördern helfen.

Wir sprechen heute von Primärprävention, wenn wir mit Kindern und Jugendlichen die nicht erkrankt oder süchtig sind, präventive Inhalte vermitteln. Dabei unterscheidet man in suchtmittelspezifische und suchtmittelunspezifische Prävention.

In dieser Konzeption zu einem Projekttag sollen konkrete Beispiele zur suchtmittelunspezifischen Prävention bei 14 - 15 jährigen Kindern angeboten werden, die Lehrkräfte im Unterricht oder in der Freizeitgestaltung durchführen können. Suchtmittelspezifische Inhalte finden stets ergänzend Raum in den nachfolgend vorgestellten Themenbereichen.

In einer zeitgemäßen Suchtprävention steht nicht mehr die Droge selbst im Mittelpunkt, sondern das ausweichende oder süchtige Verhalten. Das Ziel ist noch immer die Vermeidung von Gewöhnung und Abhängigkeit, bzw. die Vermittlung von gesundheitsfördernden Inhalten.

Die präventiven Inhalte des Projekttages, werden altersangemessen und zielgruppenspezifisch angeboten und können im kontinuierlichen Zusammenhang mit dem Unterrichtsstoff über ein Schuljahr, als ‘Highlight’ einer langfristigen präventiven Arbeit verstanden werden.

Es wird auch berücksichtigt, dass Prävention schon früh beginnen und bei Kindern, vor oder während deren ersten Kontakten mit Suchtmitteln einsetzen und weitergeführt werden sollte.

Suchtprävention bedeutet den Kindern behilflich zu sein, Kritikfähigkeit zu diesen Themen zu finden und sich mit den angebotenen Themen auseinander zusetzen.

Ebenso ist gewünscht, die Möglichkeit zu geben, Problembewusstsein zu entwickeln, verantwortliches Handeln zu fördern und kurz gesagt, den Kindern dann unterstützend und ermutigend „unter die Arme zu greifen“, wenn es darum geht, Lebenskompetenz zu erwerben.

Projekttag zur Suchtprävention an Schulen

Ein Projekttag zur Suchtprävention sollte am Vormittag und evtl. auch am Nachmittag in der Unterrichtszeit in der Schule stattfinden.

Das Angebot richtet sich zum Beispiel an alle 8. oder 9. Klassen und die Lehrkräfte dieser Klassen.

Alle Lehrkräfte werden gebeten sich aus dem Themenpool ein Thema herauszugreifen und für ihre Gruppe vorzubereiten. Dabei können fachliches Interesse und Wissen ebenso berücksichtigt werden wie die Neigung und der Wunsch einmal etwas ganz anderes zu machen.

Für die meisten Themenbereiche bestehen vorbereitete Konzepte die als Beispiel dienen können.

Die 4 - 5 Klassen ( ca. 120 Schüler ) werden gebeten sich in die von den Lehrkräften angebotenen Listen für die Themengruppen einzutragen. Dadurch entstehen ca. 10 - 15 Themengruppen die max. 12 -15 SchülerInnen aufnehmen.

Es ist dabei nicht wichtig wer an welcher Themengruppe mitmacht, sondern dass jeder an einer Themengruppe mitmacht. Die Themengruppen werden dann durch einen Aushang bekannt gegeben.

Ein Zeitplan könnte wie folgt aussehen:

  1. Arbeitseinheit von 8.00 bis zur Pause
    GROSSE PAUSE
  2. Arbeitseinheit nach der Pause bis 11.00 Uhr
    Plenum in der Aula ab 11.00 Uhr bis ca. 13.00 Uhr

In diesem Plenum aller Themengruppen werden die bearbeiteten Themen vorgestellt und die Ergebnisse der einzelnen Gruppen den anderen dargeboten.

Die Mittagspause könnte gemeinsam gestaltet werden.

Zum Abschluss wird eine Theatervorstellung oder ein gemeinsames Fest die Tagesveranstaltung abrunden.

Das Theater sollte sich mit der Abhängigkeits- oder Suchtthematik auseinandersetzen oder in anderer Weise auf die Stärkung der jugendlichen Persönlichkeit ausgerichtet sein.

Eine Nachbereitung des Theaters durch die Lehrkräfte in den Klassen ist eine zusätzliche Möglichkeit dieses Thema zu vertiefen. Die meisten Theatergruppen stellen zu ihren Theaterstücken entsprechende Handreichungen für die Lehrkräfte zur Verfügung.

In Zusammenarbeit und unter Mitwirkung der Fachkraft für Suchtprävention des Gesundheitsamtes kann bei einer verträglichen Kostenbeteiligung der Schüler selbst, des Elternbeirats oder des Fördervereins der Schule eine entsprechende Theatergruppe eingeladen und finanziert werden.

Zuschüsse für Theateraufführungen bewilligt auch das bayerische Landesjugendamt.

Themenpool für einen Projekttag

Kurze Darstellung von Ideen und Möglichkeiten zur Gestaltung eines Projekttages

1. Plakatgestaltung zur Gesundheit

Zum Thema Gesundheitserziehung und Prävention werden zu Unterthemen wie z.B. Alkohol, Medikamente, Sport, Drogen, Abhängigkeit Plakate gestaltet. Kreative Ideen werden zu positiven Aussagen gestaltet und sollen protektive Faktoren und günstige Einflüsse hervorheben - natürlich mit dem Ziel die Entstehung von Abhängigkeit und Sucht zu vermeiden. Hier kann mit allen plakativen Techniken aus der Kunsterziehung gearbeitet werden.

2. Getränkeausschank

Eine Gruppe wählt verschiedene Rezepte von alkoholfreien Saftbowlen aus, kauft einpaar Tage vorher die notwendigen Sachen ein und stellt sie bis zur Pause oder für das Plenum her. Die Getränke können den anderen Schülern und Schülerinnen zum Selbstkostenpreis angeboten werden.

Es kann ein kleiner Fragebogen über Geschmack, Interesse an alkoholfreien Getränken, usw. erstellt und den SchülerInnen mit dem Getränk übergeben werden. Die Auswertung kann nach der Pause erfolgen - dann muss auch aufgeräumt und die Aktion nachbesprochen werden. Das Ergebnis der Befragung und der Erfolg der Aktion kann dann im Plenum vorgestellt werden.

3. Dokumentationsgruppe

Die Gruppe dokumentiert alle Themengruppen und ihre Arbeitsergebnisse. Während die Themengruppen noch an ihren Themen beschäftigt sind, kann diese Gruppe mit einem Fotoapparat einzelne Gruppen fotografieren. Mit einer Videokamera könnte sie einen Film erstellen oder mit einem Interview SchülerInnen und Lehrkräfte an der Schule befragen.

Das Ergebnis kann meist erst an einem anderen Tag veröffentlicht werden - es kann dann an die Presse gegeben oder zur Nachbereitung des Aktionstages im Unterricht herangezogen werden. Ein Videofilm kann mit entsprechender Technik und Großbildschirm auch im Plenum vorgeführt werden.

4. Alkohol - Live

Ein Mitarbeiter der Suchtberatungsstelle berichtet über seine Arbeit und erstellt mit Schülern einen Gedankenkatalog zum Thema: Wie entsteht eine Abhängigkeit oder Sucht?

Ein genesener Alkoholiker ( AA-Gruppe ) berichtet über seine Suchtkarriere und seine Genesung und stellt sich den Fragen der Schüler.

Die Darstellungen des Alkoholikers werden mit dem Gedankenkatalog verglichen und nochmals aufgearbeitet.

Spielerische Übungen erleichtern den Einstieg und sorgen für genügend Lockerheit.

5. Theater- Rollenspiel

Die Gruppe spricht über ein Theaterstück oder ein Rollenspiel, sucht eine Übertragungsmöglichkeit auf die Schulsituation und übt das Stückchen für eine Vorstellung vor dem Plenum ein.

Anregungen bietet Wilhelm Busch, bekannte Filme die karikiert werden können, Szenen aus dem Alltag die als Parodie gespielt oder Werbesendungen die auf den Kopfgestellt und im Inhalt widersprüchlich gemacht werden.

6. Film

Gemeinsam wird ein Film aus einer Angebotspalette ausgewählt und dann angesehen.

Der Film sollte dann unter verschiedenen Gesichtspunkten aufgearbeitet werden.
Dies kann in Form von Diskussionen, Kleingruppen und Plenum geschehen.
Die Ergebnisse und Inhalte der Gespräche werden auf einem Plakat dokumentiert.

7. Skulptur

Zum Beispiel aus Wertstoff-Müll oder allen möglichen Werkstoffen kann eine Plastik entstehen die zum Thema einen Bezug darstellt. Wieder ist dabei wichtig, dass positive Aussagen durch die Gestaltung zum Ausdruck gebracht werden.

8. Sport und Alkohol

Der Film „El Dorado“ stellt eine Möglichkeit dar die Auswirkungen von alkoholischen Getränken beim Sport und im Alltag zu erkennen und zu diskutieren.

Es kann auch die Leistungssteigerung durch Dopingmittel kritisch hinterfragt werden. Ist alles möglich durch Medikamente, muss alles möglich sein, wie selbstverständlich ist der Griff zu helfenden Pille für uns geworden?

9. Eltern und Kinder

Zum Beispiel werden Elternbeiräte gebeten sich mit Schülern darüber auseinander zusetzen, wie ihre Wunsch-Kinder oder Wunsch-Eltern in Bezug auf Konsum, Abhängigkeiten, Alkohol, Drogen usw. aussehen sollten.

Das Idealbild beider Gruppen wird diskutiert und auf ein reales Wesen formatiert. Die dabei gewonnen Erkenntnisse lassen es beiden Gruppen zu, die anderen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und zu hohe Erwartungen evtl. zu korrigieren.

10. Genussfähigkeit

Die Gruppe soll verschiedene Gegenstände mit ganz charakteristischem Geruch oder Duft zusammentragen und einer ‘blinden’ Person unter die Nase halten. Der Duft und der Gegenstand kann dabei erraten werden. Dabei können Dufftöle, Obst oder andere Gegenstände eingesetzt werden.

Ebenso können die Geschmackszellen getestet werden, indem kleinere Stückchen oder Mengen eines Nahrungsmittels verabreicht werden.

11. Umfrage in der Stadt

Schüler und Schülerinnen überlegen sich Interviewfragen für ein Straßeninterview mit der Bevölkerung der Stadt.

Sie gehen eine Stunde hinaus und befragen die Passanten.

Zurück in der Schule sollen die Antworten angehört und ausgewertet werden. Das Ergebnis kann dann mit Beispielen vom Tonband im Plenum vorgestellt werden.

12. Drogensong

Musikbegabte SchülerInnen machen einen Drogensong. Eine bekannte Melodie mit kurzen Vierzeilerversen und einem gängigen Ohrwurm-Refrain kann als Grundlage herangezogen werden. Es sollte ein neuer Text geschmiedet und mit der Gruppe eingeübt werden. Der Text wird kopiert und den anderen SchülerInnenn im Plenum zum Mitsingen ausgeteilt. Die Musikgruppe kann diesen Drogensong dann als Abschluss im Plenum vorsingen und nach Wiederholung mit dem ganzen Plenum singen.

13. Medien und Alkohol / Abhängigkeiten

Die verschienen Medien können durchleuchtet werden, wie sie mit der Präsentation von Suchtmitteln oder Abhängigkeiten umgehen. Wie sie davor warnen oder wie sie Werbung dafür machen.

Die Schüler können Collagen aus Zeitschriften und Plakaten zusammenstellen, die vor dem Plenum später vorgestellt werden.,

14. Ein Spiel wird gebastelt

Die Gruppe setzt sich mit Inhalten von Abhängigkeit, Sucht, Suchtmitteln und Hilfsangeboten auseinander und bastelt ein Würfelspiel oder ähnliches.

Dabei können beliebte Spiele wie DAS NILPFERD IN DER ACHTERBAHN oder SPIEL DES WISSENS als Grundlage verwendet werden.

Im Spiel können mit ‘Ereigniskarten’ bestimmte Alltagssituationen angedeutet und ein Gespräch darüber begonnen werden. 'Wissens-Karten’ sollen inhaltlich über Suchtmittelgefahren oder konkrete Hilfsangebote richtig informieren.

Ein gemeinsam gebastelter Spielplan und Spielregeln kann anderen Klassen später einmal vorgestellt werden oder auch in einem Schulcafè als Freizeitspiel die Zeit vertreiben .

15. Meditatives Tanzen

Die Teilnehmer können sehr einfache und auch etwas schnellere Kreistänze zu schöner Musik zusammen erleben, miteinander tanzen und im Plenum vorführen oder zum gemeinsam Tanzen einladen.

Es kann eine Aufführung sein oder sogar ein gemeinsames Erlebnis werden.

16. Die Feier der eigenen Fähigkeiten

Die Teilnehmer entwerfen und basteln mit einer Collage eine Einladungskarte zu der ‘Feier ihrer eigenen Fähigkeiten’.

Es werden alle individuellen Fähigkeiten und Stärken der SchülerInnen dargestellt. Bastelmaterial - Papier, Scheren, Kleber, Stifte, Illustrierte usw. stehen zur Verfügung und können nach eigenen Ideen verwendet werden.

Die Teilnehmer stellen ihre Einladungskarte in der Themengruppe vor und feiern dann das Fest ihre eigenen Fähigkeiten mit Musik, Keksen und Getränken.

17. Die Wunderdroge

Ein ‘Forscherteam’ entwickelt eine ‘Wunderdroge’ die die Grundbedürfnisse und schönsten Wünsche erfüllen kann - aber nicht süchtig macht. Alles ist erlaubt und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Es wird ein Werbeplakat für das Mittel gefertigt und in einer Präsentation durch ein ‘Werbeteam’ vorgestellt. Geheime Wünsche werden offenbar und die Erkenntnis wird gefördert, dass alle Abhängigkeiten darin ihren Ursprung haben - Alternativen sind dann gefragt !

18. Lebenstank

Auf vorbereiteten Arbeitsblättern und in Kleingruppen setzen sich die Teilnehmer mit ihren Resourcen und mit den Möglichkeiten auseinander, wieder ‘aufzutanken’. Jeder erlebt schöne und gute Lebenssituationen, bei denen unser ‘Lebenstank’ voll ist oder sogar am überlaufen sein kann. Aber auch Tiefpunkte oder Krisen lassen spüren, wie man ‘ausgebrannt’ und ‘leer’ sein kann. Die gemeinsame Erfahrung, der Austausch darüber und die Erkenntnisse, dass es den anderen ebenso gehen kann, vermitteln ein Gefühl und Bewusstsein der Solidarität. Gemeinsame Lösungen und Hilfeangebote, die auch individualisiert betrachtet werden, finden bei den Teilnehmern großen Anklang.

19. Papiertüten ICH

Die Aufgabe ist, mit einer Papiertüte eine Collage zu erstellen. Im Inneren der Tüte alles was der Teilnehmer im persönlichen Bereich, in seinen Gedanken, seinem Charakter und seinen ‘inneren’ Fähigkeiten von sich weiß. Auf der Außenseite, die Begriffe oder Bilder, die er an seinem Erscheinungsbild oder äußeren Verhalten und Können nennen kann.

Das gegenseitige Vorstellen, das Gespräch über diese Fähigkeiten - die im Verborgenen oder auch die Sichtbaren - lässt es zu, dass sich die Teilnehmer öffnen, gegenseitige Erfahrungen austauschen und dadurch voneinander lernen.