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Verantwortung für demokratische Gesellschaft übernehmen

Erstellt von Pressestelle |

Gedenkfeier 80 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs – Zeitzeugenberichte berühren rund 100 Teilnehmer

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg: Mit der Besetzung der Stadt durch US-amerikanische Truppen fand die nationalsozialistische Diktatur in Memmingen am 26. April 1945 sechs Tage nach einem letzten schweren Fliegerangriff ein Ende. Noch am gleichen Tag wurden die Kriegsgefangenen des Stalag VII B am Hühnerberg befreit. In einer Gedenkfeier der Stadt Memmingen mit rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erinnerte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher an das Leid, das Nationalsozialismus, Diktatur und Krieg über die Menschen gebracht haben. „Die Erinnerung an das ausgelöschte Leben eines jeden Einzelnen mit all seinen Plänen, Hoffnungen und Träumen soll uns mahnen, Verantwortung für eine demokratische, freie und friedlich-tolerante Gesellschaft in Gegenwart und Zukunft zu übernehmen“, betonte Oberbürgermeister Rothenbacher. 

Der Rübezahlplatz war Mittelpunkt des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII B und der späteren Siedlung für Flüchtlinge und Heimatvertriebene. Am historischen Ort wurde am Samstag mit Zeitzeugenberichten an die bewegten letzten Kriegstage in Memmingen erinnert, an die Angst der Bevölkerung vor Fliegerangriffen, an das Ringen um einen Waffenstillstand, an den Weg der Zwangsarbeiter:innen und Kriegsgefangenen in die Freiheit. Stadtarchivar Christoph Engelhard, Vorsitzender des Historischen Vereins, sowie Stefanie Pöllner, Heribert Guschewski und Meinrad Schütterle, die in einer Arbeitsgruppe des Vereins zusammen mit Robert Wörz die damaligen Geschehnisse erforscht haben, verlasen ausgewählte Texte. 

Darunter ein Auszug aus dem Tagebuch des Gymnasiallehrers Hans Weis vom 6. April 1945: „Wir hungern. […] In der Stadt keine Seife, keine Zündhölzer, kein Salz. […] Zuhause haben wir keinen Butter mehr und fast kein Brot. Dafür einen „Volkssturmdienstbefehl“ für Sonntagmorgen.“

Ein weiterer Auszug aus dem Tagebuch nach der Bombardierung der Stadt am 20. April 1945: „Am Marktplatz kehren sie die ersten Scherben zusammen. Die ersten Ziegelbrocken. Der Stadtbach kaffeebraun. Dann gehts los. Ein wüster Traum. Die ganze Kalchstraße übersät mit Trümmern, die kahlen Dachsparren. In der Salzstadelgasse die Steinlawine eines zusammengestürzten Hauses. Der halbe Salzstadel. Alle Schaufenster herausgerissen. [...] Leichen auf der Straße. […] Am Bahnhofsplatz liegt ein 6 m langes Stück Eisenbahnschiene. In der Maximilianstraße alles zersaust. Ein Schutt u. Splitterteppich. […] Fürchterlich. [...]. Der halbe Salzstadel weg. […] Am Bismarckturm sind auch die ganzen Gräben voll Menschen. […] Ca. 200 Menschen mit Eimern holen Wasser aus der Buxach. In der Stadt gibts keines. Überhaupt auf den Straßen nur noch Kriegsbilder. LKW mit Frauen und Soldaten, Gefangene, Krankenschwestern, Handwegell mit Flüchtlingen, Arbeitsmeider, Verwundete. Mir graut es in die zerstörte Stadt zurück.“

Aus einem Bericht von Gustav Schwarz (Beirat des Stadtrats für Stadtbilderhaltung, Museum, Archiv, Türme und Tore) zur Übergabe der Stadt Memmingen am 26. April 1945: „Es mag 12:45 Uhr gewesen sein, da trat der Stadtkommandant Oberstleutnant Wöhler von seinem Amt zurück. Damit ging die Gewalt auf den Bürgermeister über. Die Stadt konnte nun in letzter Minute kapitulieren. Um 12.49 Uhr fuhren die beiden Kraftwagen – jeder ausgerüstet mit einer weißen Flagge – durchs Ulmer Tor, Steinheim zu, ab.“

Bericht von Oberfeldwebel Georg Habdank zur Befreiung des Kriegsgefangenenlagers Stalag VII B Memmingen am 26. April 1945: „Kurz vor 17 Uhr war das Anrollen von Panzerfahrzeugen in der Bismarckstraße zu erkennen. Die im Lager anwesenden Kriegsgefangenen waren bereits auf die Dächer ihrer Unterkunftsbaracken gestiegen und brachen beim Anblick ihrer anrollenden Befreier in großen Jubel aus und stürmten dem unteren Lager zu und ihren Befreiern entgegen. [...] Nun sprang der amerikanische Führungsoffizier auf das erste Panzerfahrzeug, feuerte einen Schuß in die Luft, erklärte die Kriegsgefangenen als befreit und die Angehörigen des bisherigen Stalag als kriegsgefangen. Von Seiten der Befreiten brach tosender Jubel aus. Dann wurde die amerikanische Flagge am Mast hochgezogen."

Pfarrerin Simone Bach und Diakon Ralf Köhler gedachten den Leidtragenden von Diktatur und Krieg. Die Gedenkfeier am Rübezahlplatz wurde musikalisch von Schülerinnen und Schülern der Staatlichen Realschule gestaltet. 
 

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