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Der Bauernkrieg – eine „wilde Handlung“?

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Dresdener Historiker Prof. Dr. Gerd Schwerhoff spricht im Maximilian-Kolbe-Haus

Mit seinen vielen regionalen Brandherden vom Schwarzwald über Oberschwaben und Franken bis nach Thüringen war der Bauernkrieg vor allem für die Zeitgenossen ein sehr unübersichtliches Ereignis. Gerd Schwerhoff, Senior Professor für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Technischen Universität Dresden, wählte daher den ereignisgeschichtlichen Ansatz zur Bearbeitung des Themas. Eine Abfolge von Ereignissen stellte die althergebrachte Ordnung in Frage. Während „Bundschuh“ und „Armer Konrad“ noch regionale Aufstände waren, erfasste der Bauernkrieg von 1525 durch reformatorische Prediger weite Teile des Reiches. Der Buchdruck sorgte für eine massenhafte Verbreitung der „Zwölf Artikel“ von Memmingen.

In seinem gut besuchten Vortrag schilderte Prof. Schwerhoff den Verlauf des Bauernkrieges: Die Bauernhaufen hatten das Ziel der Selbstverteidigung, aber auch ein Drohpotential für Verhandlungen aufzubauen. Alle Stände sollten sich zu einer „Christlichen Vereinigung“ zusammenschließen. Darüber hinaus reichende strategische Optionen hatten die Bauern nicht; Aufsehen erregten die Bauernhaufen durch die Eroberung von Burgen und Klöstern vorrangig zum Nahrungserwerb. Demütigungen von Mönchen, Nonnen und z.T. auch Adligen hatten eher symbolischen Charakter, können aber auch als Versuch der Umsetzung der Reformation mit gewaltsamen Mitteln gedeutet werden. Die ländliche Aufstandsbewegung erreichte schnell auch die Städte, deren „Beteiligungsquote“ auf bis zu ein Viertel der Aufständischen geschätzt wird. Aufstände innerhalb der Städte blieben zumeist innerhalb der Stadtmauern, so dass es zu keinen wirklichen Aktionsbündnissen zwischen Stadt und Land kam. Gerade aus der ereignisgeschichtlichen Perspektive wird deutlich, dass die These des „gemeinen Mannes“ als Träger der Bauernkriegsereignisse in Frage zu stellen ist.

Die am 7. März 1525 in der Memminger Kramerzunftstube begründete „Christliche Vereinigung“ war schon einen guten Monat später durch die Schlachten bei Leipheim und Wurzach sowie den „Weingartener Vertrag“ gegenstandslos. Doch ihre Bundesordnung wirkte – vielfach gedruckt – als Muster weit über Oberschwaben hinaus.

Forschungsgeschichtlich sind die Ereignisse von 1524/25 immer wieder als eine „Revolution“ gedeutet worden. Prof. Gerd Schwerhoff betont mit Nachdruck, dass es sich beim Bauernkrieg um einen Massenaufstand handelte, der die weltliche Ordnung zwar herausforderte, aber nicht veränderte.

Prof. Dr. Gerd Schwerhoff (Universität Dresden) zeichnete mit neu gesichteten Quellen ein Gesamtbild dieser „wilden Handlung“. (Foto: Historischer Verein Memmingen e.V.)

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