Stadt Memmingen:Museen im Antonierhaus

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Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag sowie Feiertags 11.00 bis 17.00 Uhr

Der Eintritt ist frei!

 

Museen im Antonierhaus:
Strigel-Museum /
Antoniter-Museum

Martin-Luther-Platz 1
87700 Memmingen 

antonitermuseum@
memmingen.de

Telefon: 08331/850-245
Telefax: 08331/850-246

Museen im Antonierhaus

Museen, Stadtbücherei und zentraler Veranstaltungsort

Nur durch die beispiellose Aktion einer Memminger Bürgerinitiative konnte die historische Vierflügelanlage des Memminger Antoniterordens, Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, die älteste noch erhaltene historische Anlage des Ordens in Europa, gerettet werden. 

In der sanierten Anlage sind seit 1996 die Museen im Antonierhaus, die Stadtbücherei, ein Café und ein zentraler Veranstaltungsort (Antoniersaal) untergebracht.

Das Antonierhaus vereinigt eine Dokumentation der kulturhistorischen Bedeutung des Ordens und des alltagsgeschichtlichen Umfeldes, zum anderen die Präsentation der Werke eines der berühmtesten Memminger Künstlersöhne, Bernhard Strigel, einem Künstler an der Wende vom Spätmittelalter zur Neuzeit.

Der Hospitalorden der Antoniter

Die Ausstellung im Antoniter-Museum in Memmingen widmet sich der Geschichte des Hospitalordens der Antoniter. Die Besonderheit des Ordens, der von 1214 bis 1562 in Memmingen eine Niederlassung unterhielt, besteht darin, dass er sich, anders als andere Krankenpflegeorden, ausschließlich der Heilung eines speziellen Leidens verschrieb, der Behandlung des sogenannten "Mutterkornbrandes". Was die Antoniter aber mit den anderen Hospitalorden verband, war typisch für das gesamte Mittelalter: der Zusammenhang zwischen allgegenwärtiger Krankheitserfahrung und tiefer Heiligenverehrung. Diese Form der spezifisch mittelalterlichen Krisenbewältigung lässt sich mit dem doppelten Beziehungspaar "Heilung durch Glaube" und "Glaube durch Heilung" gut beschreiben. 

Das Museum zeigt deshalb nicht nur die Ordensgeschichte und das Krankheitsphänomen "Mutterkorn", sondern auch die Haus- und Alltagsgeschichte in einem mittelalterlichen Hospital. Es bietet damit interessante Einblicke in das Selbstverständnis der Menschen am Ende des 15. Jahrhunderts.

Ein entscheidender Bestandteil dieses am Alltag des Hospitallebens orientierten Konzepts ist die glückliche Übereinstimmung von Museumsinhalten und Museumsräumlichkeiten. Wir zeigen das Wirken der Antoniter an ihrem tatsächlichen Wirkungsort. Der Museumstrakt ist Teil der Vierflügelanlage, die zwischen 1456 und 1500 als Hospital und Ordensniederlassung errichtet wurde. Neben dem Krankensaal, einer Kapelle und Lagerräumen waren dort auch die Wohnkammern der Brüder und Hilfskräfte untergebracht. Die Besucher des Museums durchschreiten dieselben Zimmer und Flure, die vor mehr als 500 Jahren Heimstatt für die kranken und nicht-kranken Bewohner des Hauses waren. 

Der Museumsbesuch im Antonierhaus ist nicht nur Gang durch eine museale Dokumentation, sondern zugleich die Begegnung mit gebauter Geschichte. Das Gebäude entspricht in vielen Teilen noch dem originalen Bauzustand des 15. Jahrhundert und zählt zu den ältesten erhaltenen Anlagen des Ordens. 

Das Heilige Feuer und die Verehrung des Heiligen Antonius

Während großer Hungerperioden in Europa im ausgehenden 11. Jahrhundert befiel eine tödliche Krankheit die Menschen. Diese Krankheit, die bald den Namen "das heilige Feuer", medizinisch Ergotismus gangraenosus, "Mutterkornbrand", erhielt, wurde durch den Genuss von pilzbefallenem Getreide ausgelöst. Getreideprodukte zählten zu den Hauptnahrungsmitteln der mittelalterlichen Bevölkerung. Ein Zeitgenosse, der Mönch Sigebert, berichtet 1089: "Es war ein Seuchenjahr, besonders im westlichen Teil Lothringens, wo viele, deren Inneres das heilige Feuer verzehrte, an ihren zerfressenen Gliedern verfaulten, die schwarz wie Kohle wurden. Sie starben entweder elendig, oder sie setzten ein noch elenderes Leben fort, nachdem die verfaulten Hände und Füße abgetrennt waren. Viele wurden von nervösen Krämpfen gequält." 

Da die Krankheitsursache nicht bekannt war, suchte man religiösen Beistand bei vertrauten Heiligen. Hierbei kristallisierte sich rasch die Hilfesuche beim heiligen Antonius heraus. Dieser war Namensgeber einer kleinen Gemeinde in Frankreich, in deren Nähe sich Laienbrüder, die die Reliquien des Mönches bewahrten (1083), der Versorgung von Pilgern und Pflege von Kranken angenommen hatten (1095).

Aufgrund ihrer großen Heilungserfolge in der Krankenpflege aber auch bei der Behandlung des "Mutterkornbrandes" wurde ihre Gemeinschaft bald zum zentralen Hoffnungsträger. Die Krankheit erhielt den Namen "Antoniusfeuer" und wurde in den folgenden Jahrhunderten fast ausschließlich von dem sich mittlerweile aus der Laienbrüderschaft konstituierten Antoniterorden (1247) behandelt. Als Attribute des Heiligen galten: Kleine Glöckchen auf das Gewand genäht, das Antoniusschwein, das Tau, eine als "T" stilisierte Krücke, stilisierte Hände und Füße, wie Hühner und Hahnensporne, die als Opfergaben dem Heiligen dargebracht wurden.

Fürsorgeeinrichtungen der Stadt Memmingen im 15. Jahrhundert

  1. Städtisches "Unterhospital" zur allgemeinen Versorgung mit Dürftigenstube, Narrenhäuslein, Findelhaus und Seelhaus
  2. Pfründhaus der Dreikönigskapelle für Arme
  3. "Metzgerspitäle" für Alte
  4. Seelschwestern im "Klösterle": Armen- und Altenpflege
  5. Sondersiechenhaus bei St. Leonhard für Aussätzige
  6. Brechenhaus am Lindentörle bei Bedarf für Pestkranke
  7. Franziskanerinnen aus dem Kloster St. Mariengarten: Kranken-, Kinder- und Altenpflege
  8. Antoniterhospital ausschließlich für die am "Heiligen Feuer" Erkrankten

Die Ausbreitung und Gliederung des Ordens

Der Laienbruderschaft gehörten in den ersten Jahrzehnten nach der Gründung um 1095 sowohl Männer wie Frauen an. Dies hatte ein Ende, als der Gemeinschaft am 22.4.1247 durch päpstlichen Beschluss das Ordensreglement des Heiligen Augustinus verliehen wurde. In der Folge blieben die Frauen auf die Pflegetätigkeit beschränkt. Der Status des Ordensmitgliedes war von nun an den Männern vorbehalten. Schon die Heilungserfolge der Laienbruderschaft beim Antoniusfeuer hatten zu vielen Hospitalneugründungen in ganz Europa geführt, die vor allem durch Berufungen der Brüder durch die Territorialherren in Sorge um das Wohl ihrer Untertanen forciert wurden. Um 1300 hatte der Orden sich in einem streng zentralisierten und hierarchischen System über ganz Europa aus gebreitet, die 42 Niederlassungen unterstanden als Generalpräzeptoreien dem Abt in Saint-Antoine. 

Zu den ersten 42 Häusern zählten in Deutschland Roßdorf-Höchst, Memmingen (1214), Grünberg, Isenheim, Freiburg und Lichtenberg. Der Antoniter-Niederlassung in Memmingen waren zur Pflege die Bistümer der Provinz Salzburg, die Diözesen Augsburg, Chur, Trient, Eichstätt, Prag, Olmütz und bis Anfang des 14. Jahrhunderts alle polnischen, preußischen und russischen Diözesen zugeordnet. Der Memminger Niederlassung war das Patronatsrecht über die Pfarrei St. Martin übertragen und damit das Verfügungsrecht über das Kirchengut der Pfarrei. Die heutige Kinderlehrkirche war die damalige Antoniuskapelle. 1252 wurde St. Martin dem Antonierhaus inkorporiert. 1392 erfolgte der erste Spitalbau in Memmingen, Mitte des 15. Jahrhunderts wurde unter dem Abt Petrus Mitte de Caprariis (1439-1479) mit dem Bau der heute noch bestehenden Vierflügelanlage begonnen. Diese Anlage vereinte Wohn- und Verwaltungsräume, einen Wirtschaftstrakt, eine Hauskapelle, die Bibliothek des Präzeptors und den Krankensaal.

Die Generalpräzeptorei Memmingen - Petrus Mitte de Caprariis

Ende des 15. Jahrhunderts führte der Orden ungefähr 370 Hospitäler in Europa und versorgte ein Anzahl von 3000 bis 4000 Kranken. In den Krankensälen lebten im Schnitt 20 Insassen, so wohl auch in Memmingen. Mit ihrem Eintritt ins Hospital erwarben die Kranken aber das Recht auf lebenslangen Aufenthalt. Auch Krankheitsgezeichnete, sogenannte "Martyrer", fanden Aufnahme in das Hospital, das damit auch eine Fürsorgeeinrichtung war.Somit dürften etwa 23 bis 30 Personen im Antonierhaus in Memmingen gelebt haben. Außerdem wurden Pilger beherbergt.

Daneben bewohnten die Anlage der Präzeptor, der selten aus dem deutschen Adel, seit 1267 ausschließlich aus Frankreich stammte, und ein bis zwei ihm zur Seite gestellte "Chorherren", wie seit 1297, nachdem der Krankenpflegeorden in eine Chorherrengemeinschaft erhoben worden war, die Vollmitglieder des Ordens hießen. Ferner gab es Personal, Laienbrüder oder einfache Angestellte, sogenannte "Konversen", die auch meistens die Pflege der Kranken übernahmen.

Die Kleidung der Chorherren bestand aus einem Schwarzen Talar auf dessen linkem Ärmel das hellblaue "T" aufgenäht war. Das lange kuttenartige Gewand mit Kapuze wurde von einem weiten Chorherrenmantel umfangen. Als Kopfbedeckung galt ein barettartiger Filzhut. Die Kranken trugen einfache Kleidung, die auf dem Obergewand mit dem "T" gekennzeichnet sein musste. Die verstümmelten Gliedmaßen wurden frei getragen, um Mitleid und größere Verehrung des heiligen Antonius zu erlangen.

Von den Memminger Präzeptoren gilt als bedeutendster der Erbauer der Memminger Generalpräzeptorei des Antoniterordens: Petrus Mitte de Caprariis (1439-1479). Ihm verdankt das Kloster die heute noch teilweise erhaltene Bibliothek von über 250 Handschriften und Frühdrucken.

Alltagsleben im Memminger Antoniterhospital

Zunächst hatte sich der Kranke einer genauen Begutachtung seiner Erkrankung seitens dreier Wundärzte und aller Spitalinsassen zu unterziehen, um sicherzustellen, dass er tatsächlich am Antoniusfeuer erkrankt war. Fiel die Untersuchung positiv aus, hatte der Anwärter lebenslangen Anspruch auf Versorgung, dafür beerbte er nach seinem Tod die Antoniter.

Ferner unterwarf sich der Kranke den Ordensregeln des Hauses:
Gehorsamkeit, ewige Keuschheit und Verpflichtung zum Gebet (zwölf Vater-Unser und zwölf Ave-Maria pro Tag).

Die Behandlung der Krankheit beruhte auf dem Prinzip "Glaube durch Heilung" und "Heilung durch Glaube". Als Nahrung erhielt man zunächst einwandfreies Brot und "Antoniuswein", ein mit "Heilkräften" des heiligen Antonius und 14 Heilkräutern versehenes Getränk, das mit den Armknochen des heiligen Antonius in Berührung gekommen sein sollte und vor allem diesem Tatbestand seine heilkräftige Wirkung verdankte. Anschaulich werden die Behandlungsmethoden des Ordens auf dem Isenheimer Altar dargestellt, einer Auftragsarbeit der Antoniter. Weiterhin wurden die Kranken mit "Antoniusbalsam" behandelt, dem eine antibakterielle und blutstillende Mischung aus Kräutern beigegeben war. Halfen alle diese Anwendungen nicht, schritt man zur Amputation der von der Krankheit befallenen Glieder.

Der Hospitalsaal war gleichzeitig Kranken- und Behandlungszimmer, in Memmingen mit einer Größe von 25 x 8 Metern. Frauen und Männer wurden getrennt, an der Ostseite war eine Durchsicht zur Peterskapelle möglich.

Als persönliche Gegenstände erhielt der Kranke einen Essnapf, einen Suppentopf und einen Krug. Außerdem stand ihm Sommer- und Winterkleidung zu. Soweit sie dazu in der Lage waren, wurden die Hospitalinsassen zu kleinen handwerklichen Tätigkeiten und Botengängen herangezogen. Die Lebensqualität der Klosterinsassen lag teilweise über dem durchschnittlichen Lebensstandard der Bevölkerung.

Die wirtschaftlichen Grundlagen des Ordens

Die wirtschaftlichen Grundlagen des Memminger Antonierhauses bestanden aus Zehnteinnahmen, Naturalienabgaben und aus Erbansprüchen der Kranken. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung waren die sogenannten "Antoniusschweine", klostereigene Tiere, die mit Glocken behangen und dem "T" gebrandmarkt waren. Sie wurden von der Bevölkerung gefüttert und am Antoniustag, dem 17. Januar, zugunsten der Antoniter geschlachtet.

Die wichtigsten Grundlagen ihrer Einnahmen bestanden aber in landesweiten und landesübergreifenden Almosensammlungen, die sich auf alle Balleien des Ordens bezogen. Antoniusboten zogen nach dem Vorbild der späteren Bettelorden durch die Lande und sammelten höchst erfolgreich Almosen, den sogenannten "Quest". In Memmingen betrugen diese Einkünfte im 15. Jh. zweidrittel der Gesamteinnahmen der Niederlassung. Die Sammlungen wurden aufgrund ihrer Einträglichkeit akribisch geplant, Zeugnis geben davon die sogenannten "Terminierbücher".

Gerade diese erfolgreiche Sammeltätigkeitspolitik führte während der Reformation zu heftigster Kritik und läutete neben der Entdeckung der Krankheitsursache des Antoniterfeuers das Ende des Antoniterordens ein. 1546 und 1562 wurden laut Konzilspruch die Questsammlungen untersagt. Die damit zweifach verlorene Existenzgrundlage des Ordens konnte nicht neu belebt werden.1562 übernahm die evangelisch-lutherische Stadt Memmingen den Memminger Besitz, und 1776 wurde der gesamte Orden dem Malteserorden inkorporiert. Das Memminger Antoniterhaus wurde 1562 aufgelöst und ging in seiner Nutzung an das Pfarramt St. Martin.

Mal- und Bildhauerkunst der Memminger Künstlerfamilie Strigel

Das Strigel-Museum in Memmingen ist der Mal- und Bildhauerkunst der Memminger Künstlerfamilie Strigel gewidmet. Über beinahe 100 Jahre hinweg, von 1430, dem ersten archivalischen Beleg zu Hans Strigel d.Ä., bis 1528, dem Todesjahr von Bernhard Strigel, Porträtmaler am Hofe Kaiser Maximilians I., wurde in Memmingen spätgotische Kunst geschaffen, die in ihrer Wirkung weit über die damals Freie Reichsstadt hinausreichte.

Seit 1996 können bedeutende Werke dieser Künstlersippe in der neu geschaffenen Museumseinrichtung gezeigt werden. Untergebracht in der einzigartigen Anlage des Memminger Antonierhauses, eines Antoniterspitals aus dem 15. Jahrhundert, bietet das Strigel-Museum die seltene Gelegenheit, Kunstwerke der Spätgotik und Frührenaissance in zeitgenössischen Räumlichkeiten zu genießen.
 
In der Ausstellung wird die spätmittelalterliche Malkunst nicht nur in ihrer kunsthistorischen Bedeutung gewürdigt, sondern auch die gesellschaftliche Stellung des Künstlers und seine Haltung zu den religiösen Verhältnissen der Zeit beleuchtet. Ein Einblick in den Tätigkeitsbereich und die Arbeitsweise der Maler- und Bildhauerwerkstätten soll den Besucher in die zunftisch bestimmte Berufswelt der Zeit einführen.

Außer den Werken des berühmtesten Vertreters der Strigel, Bernhard Strigel (1460-1528), werden auch Bilder und Skulpturen weiterer Familienmitglieder und ihres Umkreises zu sehen sein. 

Bernhard Strigel und seine Porträtmalerei

Bernhard Strigel als Altarmaler

Spätgotische Marienfrömmigkeit

Spätgotische Skulptur