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Infoveranstaltung für Kita-Leiterinnen zum Thema "Suchtkranke Eltern in der Kita"

Eine Informationsveranstaltung zum Thema "Suchtkranke Eltern in der Kita" führte die Leiterinnen der Kindertageseinrichtungen der Stadt Memmingen und den städtischen Kita-Fachberater Thomas Geyer in die AWO-Fachklinik Legau für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen. Der therapeutische Leiter der Einrichtung, Thomas Richter, erläuterte bei einer Führung durch das Haus die therapeutische Arbeit mit suchtkranken Frauen und die pädagogisch fundierte, spezielle Betreuungsarbeit mit deren Kindern.

Die Kita-Leiterinnen hatten anschließend Gelegenheit, an einer Gesprächsrunde mit alkoholabhängigen Müttern teilzunehmen, die derzeit in der Fachklinik eine Alkoholentwöhnungsbehandlung in Anspruch nehmen. Die Mehrzahl der Kita-Leiterinnen war erstaunt über die unauffällige und positive Erscheinung der Patientinnen, die nicht in ihr Bild von einem alkoholkranken Menschen zu passen schien. Dadurch wurde Erzieherinnen bewusst, dass die Sucht viele Gesichter haben und alle sozialen Schichten betreffen kann.

Besonderes bei Frauen scheint eine Abhängigkeit lange im Verborgenen zu bleiben. "Ich hätte mir gewünscht, früher auf meine Sucht angesprochen zu werden", äußerte sich eine 30-jährige Patientin, die mit ihrer zweieinhalbjährigen Tochter in der Klinik ist. Die Gesellschaft habe das Problem trotz offensichtlicher Auffälligkeiten wie zum Beispiel einer Alkoholfahne am Morgen lange Zeit ignoriert und dadurch indirekt das Leiden für Mutter und Kind verlängert.

In diesem Sinne richteten die Patientinnen in der Gesprächsrunde einen Appell an die Memminger Kita-Leiterinnen, bei Auffälligkeiten nicht wegzuschauen. Die Erzieherinnen waren berührt von der Offenheit der suchtkranken Frauen. Sie ließen sich von deren Mut anstecken und nahmen sich vor, in Zukunft auffällige Mütter oder Väter, die ihr Kind alkoholisiert in den Kindergarten bringen, feinfühlig aber direkt anzusprechen.

"Nicht immer werden solche Gespräche mit Erleichterung aufgenommen und zum Erfolg führen", sagte Thomas Richter. Allerdings könne die Offenlegung des Suchtproblems einen Stein ins Rollen bringen und bei den Betroffenen dazu beitragen, Hilfe zum Beispiel in Form einer Therapie anzunehmen. "Jeder Tag, an dem Kinder der Suchterkrankung ihrer Eltern schutzlos ausgeliefert sind, ist einer zu viel", stellte der therapeutische Leiter der Einrichtung abschließend fest.

Die Leiterinnen der städtischen Kindertageseinrichtungen werden von Thomas Richter, therapeutischer Leiter der AWO-Fachklinik Legau für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen, durch die Einrichtung geführt. (Foto: Geyer/Stadt Memmingen)