Beim Fuggerbau am Schweizerberg soll es im Hochmittelalter eine welfische Residenz gegeben haben. Nun wurde im Fuggergarten durch Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger ein Reiterstandbild des Herzogs Welf VI. enthüllt. Die Memminger Wohnungsbaugenossenschaft (MEWO) hat das Werk des Künstlers Helmut Ackermann gestiftet.
Herzog Welf VI. habe Memmingen im zwölften Jahrhundert als Zentrum der welfischen Macht maßgeblich mitgestaltet, erinnerte Hans-Peter Fischer, Vorstandssprecher der MEWO, bei der Enthüllung des Reiterstandbildes. Für die MEWO sei das Kunstwerk von Helmut Ackermann Sinnbild für die enge Verbundenheit mit den Bürgern der Stadt, so Fischer. Das erste Modell der Statue habe Ackermann im Jahr 2003 erstellt. Reiter und Pferd hat eine Gießerei in Straubing gegossen, den Sockel des Standbildes schuf der Memminger Steinmetz Ludwig Schütz.
In seiner Einführung ging Kulturamtsleiter Dr. Hans-Wolfgang Bayer auf das welfisch-staufische Memmingen zur Mitte des zwölften Jahrhunderts ein. „Memmingen war neben Altdorf-Weingarten zu einem Hauptort der Welfen geworden und konnte mit der Neuanlage der Salzstraße von Reichenhall bis zum Bodensee zum ersten Mal seine geographische Vorzugslage ausspielen“, sagte er. Der Hauptakteur in dieser Entwicklung sei Welf VI. gewesen. Er sei der letzte gewesen, der die große Tradition seines Geschlechts in Süddeutschland vertreten habe. Als Freund der Künste habe er als Mäzen Dichtkunst, Geschichtsschreibung und Kirchenbau gefördert. „Auch den Armen, Blinden und Aussätzigen soll er reichlich Almosen gegeben haben“, berichtete Bayer.
Die Statue von Helmut Ackermann führe auf zwei Seiten des mittelalterlichen Herrschers hin. „Die Pose des Reiters belegt die Herrschaftsanspruch der Welfen. Das Geschick Welf VI. auf der Bühne der Großen zu agieren, können wir in dem auf die Weltkugel gestellten Vorderhuf wiedererkennen“, so der Kulturamtsleiter. Die kleine, nackte Frauenfigur auf der Handfläche des Reiters gebe einen Hinweis auf die Lebenslust der Zeit. „Aus der Trauer um den Sohn Welf VII. im Jahr 1167 entstand die Hinwendung zu anderen Zielen. Mildtätigkeit und Kunstsinn, aber auch leidenschaftliche Feste.“
Welf VI.
geboren 1115 oder 1116, gestorben 1191, beigesetzt im von ihm gestifteten Kloster Steingaden im Pfaffenwinkel