Die Landesfeier zum Volkstrauertag, die alle zwei Jahre außerhalb der Landeshauptstadt München ausgetragen wird, fand zum ersten Mal in der Stadt Memmingen statt. Im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung wird die Gedenkveranstaltung vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Bayern, ausgerichtet. Beginnend mit den Kranzniederlegungen und einem Gebet der beiden Dekane Siegbert G. Schindele und Kurt Kräß an der Kriegsgräberstätte im Waldfriedhof folgte im Anschluss die Gedenkstunde in der Stadthalle.
„Für uns sind die Gedenkfeiern Erinnerung an das Leid und den Tod vieler Menschen durch die Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts einschließlich der unzähligen Opfer der Gewaltherrschaften, aber auch jeweils neue Aufforderung an uns alle, sich aktiv für Frieden, Freiheit und Demokratie einzusetzen“, so Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger bei der Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkstunde.
Dr. Wilhelm Weidinger, Landesvorsitzender der Deutschen Kriegsgräberfürsorge, zitierte den Friedensnobelpreisträger Albert Schweizer: „Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens – hören wir diese Predigt, sorgen wir dafür, dass sie nicht verstummt und dass auch unsere Jugend sie hört“.
Natalie Ermisch, Sarah Townley und Dennis Joachimstahler von der Memminger Bismarckschule brachten in einer eindrucksvollen Lesung ihre Gedanken, Gefühle und Eindrücke zum Ausdruck. „Lernen – damit wir mit mehr Menschlichkeit leben, Lernen – neues Unheil zu vermeiden, Krieg kann niemand wollen – darf niemand führen, Frieden halten ist Menschenpflicht“.
Die Gedenkrede für die Bayerische Staatsregierung hielt in Vertretung des Bayerischen Ministerpräsidenten Staatsminister Josef Miller. „Wir wollen nicht unser Entsetzen konservieren. Wir wollen Lehren ziehen, die auch die künftigen Generationen als Orientierung verstehen“, zitierte der Minister den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog. Miller machte in seiner Rede deutlich, dass die Leiden der Opfer von Krieg und Gewalt verpflichtend wirken, Gewaltherrschaft abzuwehren, Zivilcourage und Toleranz zum Maßstabe des Handelns zu machen und den Krieg als Mittel der Politik zu ächten. Mit den Gedanken des verstorbenen ehemaligen Generalinspekteurs der Bundeswehr, Ulrich de Maizière zu den 55 Millionen Kriegstoten weltweit verdeutlichte der Minister das ganze Elend: „Eine breite Kolonne von Menschen, immer 50 nebeneinander, Reihe an Reihe. Die Kolonne ist tausend Kilometer lang, sie reicht von den Alpen bis zur Nordsee, von Paris bis Berlin oder von Bremen bis Warschau. Zehn Tage und Nächte stehen wir, bis sie vorübergezogen ist, die breite Marschsäule der gefallenen Soldaten, der ermordeten Verfolgten, der umgekommenen Zivilpersonen. Es sind Menschen jedes Alters, Frauen, Männer und Kinder“.
Für den Bayerischen Landtag wurde das Totengedenken vom Landtagsabgeordneten Herbert Müller verlesen. Die musikalische Umrahmung der Gedenkveranstaltung in der Stadthalle übernahm das collegium musicum memmingen.
Die einzelnen Redebeiträge können heruntergeladen werden (siehe unten).