Im Memminger Antoniersaal eröffnete Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger gemeinsam mit Friedrich Neumann dem Vorstand der Sudetendeutschen Landsmannschaft Memmingen die Ausstellung: „Die Sudetendeutschen – Eine Volksgruppe in Europa“. Das Einführungsreferat sprach Landtagspräsident a. D. und ehemaliger Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Johann Böhm.
„In Memmingen stand die Wiege der Sudetendeutschen Landsmannschaft“, betonte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger im restlos gefüllten Antoniersaal zu Beginn der Ausstellung. So lautet der Titel eines Textes, der vom ersten sudetendeutschen Treffen im Jahre 1949 berichtet. Dieser wird gezeigt in einem Schaukasten, welcher sich einem Bericht von Reiner Thiel: „50 Jahre Partnerschaft zwischen Memmingen und Freudenthal-Altvater 1956-2006“ anschließt. Der Rathauschef dankte Reiner Thiel für sein Engagement zum Wohle der Heimatvertiebenen, Thiel konnte aus gesundheitlichen Gründen leider nicht anwesend sein. „Der Ideenreichtum und die Tatkraft der Heimatvertriebenen haben einen wesentlich Beitrag zur Entwicklung unserer Stadt beigetragen“, betonte Holzinger.
Die Ausstellung gibt sachliche Informationen über historische, politische und völkerrechtliche Zusammenhänge. Der frühere Landtagspräsident Johann Böhm lobte in seinem Einführungsreferat die Aufnahmebereitschaft der Stadt Memmingen, die 13 000 Heimatvertriebenen die Möglichkeit gab, hier heimisch zu werden. „Ziel ist es, die gemeinsame Vergangenheit der Tschechen und Sudetendeutschen zu bewältigen“, so Böhm.
Der ehemalige Landtagspräsident blickte weit zurück in die Geschichte. „Denn nur so sei zu verstehen, wie verwurzelt die Sudetendeutschen mit ihrer ehemaligen Heimat gewesen seien. „Die Volksgruppe lebte länger in ihrer Heimat, als die europäischen Kolonisten in Amerika, Australien und Neuseeland.“ Lange Zeit hätten Deutsche und Tschechen friedlich miteinander gelebt, wenn auch der Dreißigjährige Krieg ein schwerwiegender Einschnitt gewesen sei. Als stabilisierender Faktor in seinem geschichtlichen Rückblick nannte Böhm den Zweiten Weltkrieg nur den Auslöser der Vertreibung. Die Wurzeln lägen im 19. Jahrhundert in einem ausgeprägten nationalstaatlichen Denken. Die Sudetendeutschen insgesamt als Nazis zu bezeichnen, lastete der Redner den Vertreibern an.
Sudetendeutsche seien als Gegner des Nationalsozialismus ins Exil getrieben oder in Konzentrationslager verschleppt worden. Der Widerstand im Sudetenland sei stärker als im Reich gewesen. Nach der Vertreibung hätten Sudetendeutsche nicht revoltiert, wie es Stalin gehofft habe, sie seien vielmehr ein Faktor der Stabilität geworden. Das Bayern vom Agrarland zum Industriestaat wurde, sei nicht zuletzt den vertriebenen Sudetendeutschen zu verdanken, stellte der ehemalige Landtagspräsident in seiner Laudatio fest.
Als Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Memmingen fasste Friedrich Neumann kurz und bündig zusammen: „Alles, was man wissen müsste, sagen die Tafeln aus“. Der Vorsitzende dankte der Stadt für die Bereitschaft und Mühe diese Ausstellung in Memmingen zu zeigen und bittet um einen Sonderapplaus für Sarah und Stephanie Borner sowie Martina Neidhardt die als Geigentrio den Festakt umrahmten.
- Öffnungszeiten Dienstag bis Samstag von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Sonn- und Feiertag von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei - Katalog zur Ausstellung 15 Euro.