Im Rahmen der vom Deutschen Fußballbund (DFB) ausgelobten "Ehrenrunde" hat der Show-Truck mit dem FIFA WM-Pokal auf dem Memminger Marktplatz Station gemacht. "Wir freuen uns sehr, dass Memmingen zu einem von deutschlandweit nur 63 Orten gehört, an dem der Pokal zu sehen ist", sagte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und gratulierte dem FC Memmingen zu seiner erfolgreichen Bewerbung. Über 800 Vereine hatten sich ebenfalls für die Teilnahme empfohlen. "Wir wollten den Pokal nach Memmingen holen, in den Geburtsort von Mario Götze, der im WM-Finale am 13. Juli 2014 das Siegtor der Deutschen gegen Argentinien geschossen hat", erklärte Organisator Thomas Reichart, 2. Vorsitzender des FC Memmingen.
Mehr als 1500 Fans nutzten die einzigartige Gelegenheit, sich im Show-Truck mit dem WM-Pokal fotografieren zu lassen. Für gute Stimmung auf dem Marktplatz sorgten eine Torwand, eine Torschuss-Messanlage, eine Fotowand mit einem Gruppenbild der Nationalmannschaft, die legendäre Eistonne von Per Mertesacker, zahlreiche Infowände rund um die Fußballweltmeisterschaft, der Bus des Fan Club Nationalmannschaft sowie die umjubelten Auftritte des Fußballjongleurs Sebastian Landauer. "Wir haben viele leuchtende Augen von Fußballfans gesehen und sind sehr zufrieden mit der Resonanz", zog Thomas Reichart abschließend Bilanz.
Zum Begleitprogramm gehörte auch die Ausstellung "Kicker, Kämpfer und Legenden - Juden im deutschen Fußball" bei freiem Eintritt im Rathaus sowie am Abend eine Podiumsdiskussion zu diesem Thema. Teilnehmer waren Moderator und Mitorganisator Andreas Schales, Eberhard Schulz und Albert van Waveren von der Initiative "!NieWieder", der stellvertretende FCM-Vorsitzende Thomas Reichart sowie Stadtarchivar Christoph Engelhard.
"Aus der Geschichte lernen heißt, sich gemeinsam gegen Rassismus, gegen jegliche Form der Diskriminierung, gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen Antisemitismus zur Wehr zu setzen", sagte Eberhard Schulz. Die Ausstellung beleuchte einen Teil deutscher Fußballgeschichte. "Jüdische Fußballer, Trainer, Journalisten und Funktionäre haben den Fußball in Deutschland populär gemacht", erklärte Schulz und erinnerte zum Beispiel an den jüdischen Vereinspräsidenten des FC Bayern München Kurt Landauer sowie an die jüdischen Fußballspieler Julius Hirsch und Gottfried Fuchs. 1933 seien die Karrieren der jüdischen Sportler, Trainer und Funktionäre durch die Nationalsozialisten schlagartig beendet worden.
Stadtarchivar Engelhard sagte, die Veranstaltung sei ein Anstoß gewesen, im Stadtarchiv über jüdische Fußballer in den Reihen des FC Memmingen zu recherchieren. So ist auf Mannschaftsaufnahmen der Jahre 1910 und 1911 ein Torwart namens Laupheimer zu sehen. "Leider konnte bislang noch nicht geklärt werden, ob es sich bei dieser Person um David, Salo oder Julius Laupheimer handelt", so Engelhard. Die drei Brüder und Inhaber eines Textilgeschäftes in der Kramerstraße seien in der NS-Zeit 1942 von Memmingen aus ins Arbeitslager Piaski deportiert und ermordet worden. Auch der spätere Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Alfred Guggenheimer habe um 1919 in einer Reservemannschaft des FCM gespielt. 1938 habe Guggenheimer zusammen mit seiner Familie seine Geburtsstadt in Richtung USA verlassen, berichtete der Stadtarchivar. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war der Chemiker Rudolf Kohn einer der erfolgreichsten Stürmer des Vereins – bis zu seinem Wegzug nach Berlin, von wo aus er 1941 in die USA emigrierte. In den Reihen des FC Vorstandes finde sich 1921 der Name Seligman. "Ob es sich dabei um Bernhard oder David Seligman handelt, konnte noch nicht geklärt werden", stellte Engelhard fest. Die Brüder betrieben eine Textil-Großhandlung am Rossmarkt und verstarben 1934 bzw. 1938 in Memmingen.
"Wir werden uns weiter mit der Geschichte unseres Vereins auseinandersetzen", sagte Reichart. Die Erinnerung an verfolgte Personen des FC Memmingen sei wichtig und setze ein weiteres Zeichen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.