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„Eine Geschichte des Glanzes wie des Elends“

Erstellt von Pressestelle |

Ausstellung über die Geschichte der sudetendeutschen Sozialdemokraten eröffnet

Einen weiten Zeitbogen von 1918 bis in die Gegenwart spannt die Ausstellung „Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde“ in der Memminger Rathaushalle. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger eröffnete jetzt gemeinsam mit dem Bundesvorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Dr. Helmut Eikam, die Schau über die sudetendeutsche Sozialdemokratie in der Rathaushalle. Sie beleuchtet eine wechselvolle Geschichte, eine „des Glanzes wie des Elends“, wie Dr. Eikam in seiner Ansprache hervorhob. Die Ausstellung ist bis 25. Februar zu den Öffnungszeiten des Rathauses (Montag bis Donnerstag 8 bis 17 Uhr, freitags 8 bis 13 Uhr) in der Rathaushalle zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Historische Fahnen, bestickt mit symbolischen Zeichen, hehren Worten  und alten Jahreszahlen, schmücken den Sitzungssaal des Rathauses. Im traditionellen Rot der Arbeiterbewegung gehalten, lassen die alten Fahnen aus Petersdorf und Johannestal im Sudetenland den Glanz und die Tradition der dortigen Sozialdemokratie im Sudetenland erahnen. Zur festlichen Ausstellungseröffnung hat sie Karl Ligotky mitgebracht. Mit großen Mühen gelang es seiner Mutter diese alten Erinnerungstücke bei der Aussiedlung aus dem Sudetenland mit in die neue fremde Heimat zu überführen. Diese neue, zuerst fremde, Heimat war Memmingen und Ligotky ist hier groß geworden. So kann der seit 1986 amtierende örtliche Vorsitzende der Seliger-Gemeinde das Vertriebenenschicksal seiner Familie an den Veränderungen der Stadt erzählen. Am mittlerweile abgerissenen Schlachthof sei ihr Zug damals angekommen. Die Gaststätte Burg, erstes Notquartier, sei heute auch „wegrasiert“, ebenso die Leinenspinnerei auf dem Gebiet des heutigen Stadtparks Neue Welt und das Wohnhaus Kaisergraben 13, anfangs auch Bleibe der Familie.

Zu den positiven Entwicklung der Stadt hätten die Heimatvertriebenen einen großen Beitrag geleistet, hob Oberbürgermeister Dr. Holzinger in seiner Ansprache hervor. Dabei erinnerte er besonders an seinen Amtsvorgänger Rudolf Machnig und den langjährigen Stadtrat und Ehrenbürger Eugen Oppitz, beides Heimatvertriebene. Letzterer gehörte 1952 zu den Gründungsmitgliedern der hiesigen Seliger-Gemeinde als Zusammenschluss der sudetendeutschen Sozialdemokraten.

Auf deren Geschichte gingen Dr. Eikam in seiner Ansprache und Seminarleiter Karl Garscha bei der Einführung in die Ausstellung ein. Die Seliger-Gemeinde sehe sich als Rechtsnachfolgerin der Deutschen Sozialdemokratische Arbeiterpartei (DSAP), so der Bundesvorsitzende. Diese sei die größte Partei des Landes im 1919 gegründeten Vielvölkerstaat Tschechoslowakei gewesen, erinnerte er. Nach anfänglichen großen Erfolgen sei die Partei mit ihrer staatsloyalen Art im Zuge nationalistischer Bestrebungen „unter die Räder der Henlein-Partei gekommen“. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten wurden viele Mitglieder verfolgt oder flüchteten in das Exil. „Die Sozialdemokraten hatten für ihren antinazistischen Kampf einen hohen Preis zu zahlen“, berichtete Garscha. Denn nach dem Krieg erging es ihnen wie den anderen Sudetendeutschen. Sie wurden mit Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben und niemand interessierte die einst loyale Haltung zum Staate Tschechoslowakei. Erst das Potsdamer Abkommen sicherte sogenannte antifaschistische Züge, die eine etwas geordnetere Umsiedlung ermöglichten. Mit eben einem solchen kamen auch die Ligotkys und die beiden roten Fahnen der Arbeiterbewegung nach Memmingen.

Der Bundesvorsitzender der Seliger-Gemeinde, Dr. Helmut Eikam, sprach zur Eröffnung der Ausstellung "Von der DSAP zur Seliger-Gemeinde". Fotos: Pressestelle der Stadt Memmigen.
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (3.v.l.) beim Ausstellungsrundgang mit dem Bundesvorsitzenden der Seliger-Gemeinde, Dr. Helmut Eikam (2.v.r.), Seminarleiter der Seliger-Gemeinde, Karl Garscha (2.v.l.), Karl Ligotky (links), dem örtlichen Vorsitzenden der Seliger-Gemeinde, dem Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins, Rolf Spitz (3.v.r.), und Bezirksrätin Petra Beer (links).