Stadt Memmingen:SingleNews (Archiv)

AAA
Zum Hauptinhalt

Kontakt Pressestelle

Stadt Memmingen
Pressestelle
Marktplatz 1
87700 Memmingen

Tel.: 08331/850-167
pressestelle(at)memmingen.de

Rathausinformation (Archiv)

Zur Übersicht Archiv

„Dem Kloster auf der Spur“ - Teil II

Erstellt von Pressestelle |

Archäologie im Elsbethenareal geht weiter

 

Der im Schwäbischen Landestheater erhaltene Kreuzgangflügel ist der letzte sichtbare Rest des ehemaligen Augustinerinnenklosters St. Elisabeth in Memmingen. Ausmaße und Lage der einstigen Konventsgebäude waren bis heute unklar. Neue Erkenntnisse lieferte eine weitere archäologische Grabung im Vorfeld der geplanten Umgestaltung des Elsbethenareals. Im Herbst 2007 fand man dabei im Kreuzgangbereich des ehemaligen Klosters bereits zahlreiche Befunde aus vorklösterlicher (12. Jahrhundert) und klösterlicher Zeit (ab dem 13. Jahrhundert). Nach Abriss der Elsbethenschule brachten weitere Untersuchungen wichtige Informationen zur Baugeschichte des Areals zu Tage. Die Ergebnisse der Grabungen wurden nun von Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege auf dem Areal vorgestellt.

„Ich freue mich sehr, dass weitere Untersuchungen im Elsbethenareal noch mehr Erkenntnisse über die Vergangenheit des ehemaligen Augustinerinnenklosters St. Elisabeth ans Tageslicht gebracht haben“, so Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger bei dem Pressetermin mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Eine Sondierung im Gebäudeinnern der Elsbethenschule zeigte, dass die Fundamente des Schulgebäudes nicht mit den älteren Grundmauern des Klosters übereinstimmten. In den nicht unterkellerten Bereichen der Schule waren somit noch umfangreiche bauliche Relikte des Klosters zu erwarten.

Fabian Hopfenzitz von der mit den Ausgrabungenarbeiten beauftragten Firma erläuterte weitere Details zur Baugeschichte des Areals.

Die wichtigsten Erkenntnisse und Befunde im Überblick:

  1. Befunde aus der vorklösterlichen Zeit (ausgehendes Hochmittelalter [12.Jh.])
    Grubenbefunde im anstehenden Kies belegen eine vor die Klosterzeit reichende Aufsiedlung des Areals. Eine gehöftartige, extensive Besiedlung auf dem topographisch inselartig hervorgehobenen Bereich ist somit schon für das 12. Jahrhundert belegt.
  2. Befunde aus der Klosterzeit
    Östlich der 2007 untersuchten Fläche fanden sich nun die Reste der ehemaligen Konventsgebäude. Ein Fundament aus Tuffstein des 13. Jahrhunderts stammt aus der Gründungszeit des Klosters. Im späten Mittelalter wurde dieses Gebäude von einem Brandereignis stark in Mitleidenschaft gezogen. Im Norden grenzt heute das Theaterfoyer an das untersuchte Areal. In diesem Bereich konnte eine Tuffsteinmauer der ehemaligen Klosterkirche nachgewiesen werden.
  3. Befunde aus der nachklösterlichen Zeit
    1526 wurde das Kloster aufgelöst / säkularisiert. Im Wesentlichen lassen sich die Befunde konkret den Bauphasen „Armenkasten“ (Restnutzung des Klosters bis 1572), „Lateinschule“ (weitgehender Neubau, bis 1802 genutzt) und der im öffentlichen Bewusstsein noch präsenten Volksschule (ab 1805) zuweisen. Seit 1996 wurde das Gebäude als Fundus für das Schwäbische Landestheater genutzt.

„Das „Gros der Funde“ bilden keramische Überreste“, erläuterte Grabungsleiter Hopfenzitz. Dabei handle es sich neben Gefäßkeramik aus acht Jahrhunderten auch um Baukeramik (Klosterziegel, Dachziegel, Ofenkacheln, Gewändesteine ). Bemerkenswert sei in diesem Zusammenhang einige ornamentierte Bodenfliesen und ganze Gefäße mittelalterlicher Grauware.

Zudem präsentierte der Ausgrabungsleiter ein zerbrochenes Trinkglas aus dem 15. Jahrhundert, welches mit aufgesetzten Tropfen verziert war. Neben den mittelalterlichen Funden kam auch ein Tintenfass aus der vermutlich ersten Klosterschule ans Tageslicht. Als unter der Elsbethenschule das 22 Meter lange Fundament des Gründungsklosters zum Vorschein kam, wurde das Ausmaß der Klosters erst richtig deutlich. „Wir hätten nicht gedacht, dass der erste Konvent so groß gewesen ist“, so Hopfenzitz. Aus archäologischer Sicht sei dies eine absolute Sensation.

Teile der Fundstücke werden im Stadtmuseum ausgestellt werden. Weiterhin ist geplant, Klosterziegel und Gewändesteine in der Stadtmauer zu verbauen. Die Grabungen sind jetzt so gut wie abgeschlossen. „Vielleicht verbergen sich weitere archäologische Schätze im östlichen Fundament beziehungsweise hinter der noch nicht freigelegten Wand im östlichen Teil des Areals“, hofft Mathias Rothdach vom Memminger Stadtplanungsamt.

Grabungsleiter Fabian Hopfenzitz (links) stellt Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (rechts) einen Plan des ehemaligen Fundaments des Gründungsklosters vor. Im Hintergrund Dr. Hanns Dietrich vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Grabungsleiter Fabian Hopfenzitz (links) stellt Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (rechts) einen Plan des ehemaligen Fundaments des Gründungsklosters vor. Im Hintergrund Dr. Hanns Dietrich vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Freigelegte Fundamente auf dem Elsbethenareal. Fotos: Pressestelle Stadt Memmingen
Freigelegte Fundamente auf dem Elsbethenareal. Fotos: Pressestelle Stadt Memmingen