Um die Teilhabe und Chancengleichheit von Menschen mit Behinderung in Lebensbereichen wie Bildung, Arbeit, Freizeit oder Soziales weiter zu fördern, will die Stadt Memmingen in den nächsten zweieinhalb Jahren einen kommunalen Aktionsplan erarbeiten. Dazu soll im Herbst eine Auftaktveranstaltung mit hoher Bürgerbeteiligung stattfinden. Jetzt gab es ein erstes Treffen von Verantwortlichen im Rathaus.
„Die Inklusion unserer behinderten Mitbürgern ist bereits weit vorangeschritten“, betonte Memmingens Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger mit Blick auf die 22 Jahre, in denen es in der Stadt Memmingen bereits einen Behindertenbeirat gibt. „Daher haben wir für die Ausarbeitung eines kommunalen Aktionsplans eine gute Ausgangsbasis“, so Holzinger beim Treffen im Rathaus mit Professor Dr. Markus Jüster von der Hochschule Kempten, Vertretern der Stadtverwaltung, des Behindertenbeirats, der „Lokalen Agenda 21“ und des Stadtentwicklungsprozesses „perspektive memmingen“, wo die Ausarbeitung des Aktionsplans federführend angesiedelt wird.
„Der kommunale Aktionsplan für die Stadt Memmingen soll Menschen mit Behinderung den Zugang zu gesellschaftlich relevanten Bereichen wie Bildung, Arbeit, Kultur, Sport und Soziales erleichtern“, betonte Professor Dr. Jüster von der Fakultät Gesundheit und Soziales. „Dabei reicht es nicht aus, Bordsteine abzusenken und Aufzüge zu installieren.“
Die Erstellung eines kommunalen Aktionsplans für die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention wurde vergangene Woche vom Finanzsenat des Memminger Stadtrats beschlossen, nachdem der Behindertenbeirat und die kommunale Behindertenbeauftragte Heidi Dintel die Erstellung eines solchen Plans beantragt hatten. Laut Holzinger soll die Ausarbeitung rund zweieinhalb Jahre andauern und mit einer Auftaktveranstaltung im Oktober beginnen, bei der unter großer Bürgerbeteiligung relevante Themen erarbeitet werden.
„Schön, dass der Senat so schnell grünes Licht gegeben hat“, freute sich die Behindertenbeiratsvorsitzende Verena Gotzes. „Ein solcher Aktionsplan kann es uns ermöglichen, endlich in der Mitte der Gesellschaft anzukommen.“ Denn oft seien Menschen mit Behinderung durch bauliche Barrieren ausgeschlossen. „Obwohl in den vergangenen Jahren in dieser Hinsicht in Memmingen schon viel passiert ist.“
Allerdings gebe es noch weitere Anliegen, die in einem kommunalen Aktionsplan konkretisiert werden sollen: „Das Thema Inklusion muss in Kindergärten und Schulen noch mehr gefördert werden“, betonte Gotzes. „Damit auch behinderte Kinder die Bildung bekommen, die sie brauchen.“ Außerdem müsse der Weg in Sport- und Heimatvereine noch stärker geebnet werden, betonte Dintel: „Wir wollen nicht nur spezielle Sportprogramme für Menschen mit Behinderung, sondern dafür kämpfen, dass Behinderte ganz normal in das Vereinsleben mit einbezogen werden.“ Außerdem müssten Menschen mit Behinderung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt bekommen.
„Ein kommunaler Aktionsplan ist nicht nur für die Bürger mit Behinderung ein großer Gewinn, sondern für die ganze Gesellschaft“, betonte Dintel im Memminger Rathaus.
Zur Information: Die UN-Behindertenrechtskonvention konkretisiert die Menschenrechte für die speziellen Bedürfnisse behinderter Menschen. Mittlerweile existieren auf Bundesebene und in zehn Bundesländern Aktionspläne. In Bayern wurde im März ein entsprechender Plan beschlossen.