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550 Jahre alte Ziegel erklären Baugeschichte

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Memminger Stadtmauer: Nach innen verbreiterte Schießscharten dienten Armbrustschützen - nach außen abgeschrägte Steine nutzten Feuerschützen

Es sind kleine Details, die bei den Sanierungsarbeiten an der Historischen Stadtmauer in den Fokus der Bauforscher rücken. Vor kurzem haben die Experten des Münchner Ingenieurbüros Barthel & Maus in den Schießscharten an der Kohlschanze eine interessante Entdeckung gemacht. „Bei den Sanierungsarbeiten der Stürze haben wir schräg geschnittene Ziegel entdeckt, anhand derer wir die einzelnen Bauphasen sehr gut ablesen können“, erläutert Bauleiter Ludwig Kögl.

Der Fachmann erklärt die Bedeutung der schräg geschnittenen Ziegel genauer: Der älteste, hochmittelalterlich-romanische Teil der Mauer stammt aus dem 13. und 14. Jahrhundert und war mit großen Zinnen aus Tuffstein angelegt. Die zweite Bauphase erfolgte Mitte/ Ende des 14. Jahrhunderts. „Die Schießscharten zwischen den Zinnen wurden damals verkleinert, um eine Überdachung des Wehrgangs bauen zu können“, erläutert Kögl. „Denn die Spannweite zwischen den einzelnen, den Dachstuhl tragenden Balken durfte damals nicht zu weit sein.“ Die üblichen Waffen waren damals Armbrüste bzw. Pfeil und Bogen. „Damit der Schütze hinter der Mauer gesichert war und Platz hatte, wurden die Ziegel nach innen abgeschrägt. Die schmale Öffnung war an der Außenseite der Mauer.“ Ebensolche Reste abgeschrägter Ziegeln wurden nun entdeckt.

Eine dritte Bauphase kam mit der Verwendung von Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. Man brauchte die breitere Öffnung jetzt nach außen in Richtung der Angreifer. „Die Feuerwaffen waren schwer, man musste sie innen auflegen. Damit man ein weites Schussfeld hatte, wurde die Mauer innen schmal mit einer Verbreiterung nach außen gemauert. Der Lauf der Feuerwaffe konnte so auf ein weites Feld seitlich und nach unten gerichtet werden“, erläutert der Bauforscher und ergänzt: „Die unterschiedlichen Bauphasen sind selten so eindeutig ablesbar wie an den Schießscharten der Memminger Stadtmauer.“

Herr Kögl beugt sich mit dem Kopf nahe an eine Schießscharte heran und deutet auf abgeschrägte Ziegel an der oberen Seite der Schießscharte.
Bauleiter Ludwig Kögl deutet auf die nach innen abgeschrägten Ziegel, die kürzlich freigelegt wurden. Sie deuten auf eine frühe Bauphase der Stadtmauer hin, als vor ca. 550 Jahren Armbrustschützen hinter der schmalen Maueröffnung auf der Innenseite der Mauer geschützt waren und dort Platz hatten für ihre Waffen. (Fotos: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen)
Ein Finger deutet auf den Sturz einer Schießscharte, wo die abgeschrägten Zeigel zu erkennen sind.
An mehreren Schießscharten sind Reste von nach innen abgeschrägten Ziegelsteinen vorhanden.
Herr Kögl steht neben einer Schießscharte mit einer breiteren Öffnung nach außen.
An dieser Schießscharte, die ihre Form im 16. Jahrhundert erhalten hat, lässt sich sehr gut die Öffnung nach außen und die Abschrägung an den Seiten und nach unten erkennen. Feuerwaffen konnten so bequem aufgestützt und der Lauf nach links, rechts oder unten gerichtet werden.