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Die Vielfalt erhalten und weiter fördern

Erstellt von Pressestelle |

Auch auf kleinen Flächen lässt sich für Insekten viel erreichen – Vorarbeiten für Artenschutzkartierung begonnen

Für die einen sieht es aus wie ein wildes ungemähtes Stück Randstreifen, ein Biologe wie Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger jedoch findet auf Anhieb 15 verschiedene Blühpflanzen und ist begeistert über sinnvollen Raum für die einheimischen Insekten. „Die Grünstreifen hier an der Von-Pechmann-Straße sind ein gutes Beispiel für die hervorragende Arbeit unseres Garten- und Friedhofsamts, das hier eben schon seit einigen Jahren auch kleine Flächen für die Artenvielfalt kultiviert“, erläutert Steiger. „Denn dabei zählt jeder Quadratmeter.“ Gerade die einheimischen Blühpflanzen, die den Insekten viel Nahrung bieten, gedeihen besser auf mageren Böden, die hier gleich beim Entstehen des Neubaugebiets so angelegt wurden und nicht erst mühsam abgemagert werden mussten. Damit dies auch weiterhin so bleibe, dürfen die Flächen nicht gedüngt und nicht gemulcht werden und auf mehrmaliges Mähen müsse verzichtet werden. Dass das reichhaltige Angebot an Pflanzen dauerhaft bestehen könne, werden sie so lange stehen gelassen, bis sie wieder ausgesamt haben. „Hier soll ein natürlicher Kreislauf der Pflanzen entstehen. Auch wenn uns derzeit wieder Anrufe erreichen, ob wir denn keine Zeit haben zu mähen, ist das so gewollt. Das ist Teil des städtischen Artenschutzkonzepts“, präzisiert der Leiter des Garten- und Friedhofsamts Michael Koch.
Doch nicht jedes Straßenbegleitgrün ist an einer passenden Stelle um Nahrung für Insekten zur Verfügung zu stellen. „An Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen und höheren Geschwindigkeiten, wollen wir die Insekten nicht mit Blüten anlocken, nur damit sie dann mit der Sogwirkung des Verkehrs weggezogen werden und dann auf den Windschutzscheiben der Fahrzeuge landen“, gibt Koch ein Beispiel. Aber die Flächen auf denen mittlerweile spezielle Blühmischungen ausgebracht werden, hat über die Jahre deutlich zugenommen. Aber nicht nur auf die heimische Fauna abgestimmte Pflanzen werden ausgebracht, zusätzlich hierzu gibt es auf städtischen Flächen auch immer mehr Totholzhaufen, die nicht nur Insekten, sondern auch Reptilien und kleinen Säugetieren als Rückzugsort dienen. Dieser muss jedoch gar nicht immer am Boden liegen. Eine der kaputten Linden in der Dickenreiser Allee zum Beispiel wurde nicht komplett entfernt, sondern auf circa drei Meter zurückgeschnitten. „So kann der Stamm mit seinen Höhlen und Faulstellen noch einigen Vögeln oder Fledermäusen als Habitat dienen und auch Nahrung bieten“, berichtet Matthias Winkler, Fachkraft für Naturschutz und Landschaftspflege.
Insektizide und Pestizide bringen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den städtischen Flächen schon seit Jahrzehnten nicht mehr aus. Aber auch in den Gewächshäusern neben dem Friedhof wird mittlerweile keine Chemie mehr eingesetzt. Mit Klebefallen werden hier mögliche Schädlinge ermittelt und mithilfe ihrer Fressfeinde, den sogenannten Nützlingen, gegen sie vorgegangen. Auch bei der Düngung der dort herangezüchteten Blumen wird seit einiger Zeit keine zusätzliche Chemie mehr verwendet, sondern Substrat aus eigener Herstellung. Dieser Kompost kommt außerdem bei der Bepflanzung von Verkehrsinseln, Blumenkästen und den zahlreichen Pflanztrögen in der Stadt zum Einsatz.
Die Biodiversität, sprich die Vielfalt der Fauna und Flora mit vielen Flächen in naturnaher Bewirtschaftung zu fördern, das ist das eine. Zusätzlich ist die Stadt Memmingen gerade dabei eine Artenschutzkartierung auf den Weg zu bringen, um noch gezielter bei Planungen schützenswerte Lebewesen und deren Lebensraum berücksichtigen zu können. Die Vorarbeiten hierzu haben bereits im vergangenen Sommer begonnen. Das beauftragte Büro wird 2021 mit der Kartierung beginnen. Dann werden ab dem nächsten Frühjahr die Lebensräume der Amphibien, Reptilien, Libellen, Tagfalter und Widderchen sowie Heuschrecken genauestens erfasst. „Daran sieht man, dass der Stadt Memmingen die Bewahrung der Artenvielfalt sehr am Herzen liegt“, so Bürgermeister Dr. Steiger.

Gänsedistel, Wilde Karde, Leinkraut und Pippau: das sind nur vier der hier heimischen Blühpflanzen im Vordergrund. Im Hintergrund (von links) Matthias Winkler, Fachkraft für Naturschutz und Landschaftspflege, Bürgermeister und Biologe Dr. Hans-Martin Steiger und Michael Koch, Leiter des Garten- und Friedhofsamts, beim Ortstermin an der Dobelhalde. (Foto: Manuela Frieß – Pressestelle der Stadt Memmingen)