Sanierung des Steinheimer Zehntstadels

Zwischenstand der Sanierungsarbeiten
November 2019
Abgeschlossene Arbeiten:
- Reparaturen und statische Ertüchtigung des Dachwerks
- Bauzustandssicherungen entfernt
- Einbau neue Geschossebene für den Musikprobenraum im Wirtschaftsteil
- Estricharbeiten im Obergeschoss
- Einbau der Entwässerungsgräben (Rigole) in den Außenanlagen
- neuer Keller und Bodenplatte
Laufende Arbeiten:
- Einbau neue Türen und Fenster
- Innenausbauten wie Schreinerarbeiten, Fertigstellung der Trockenbauwände, Putzarbeiten im Innenraum und restliche Verlegearbeiten der technischen Gewerke
- Verlegearbeiten zur Entwässerung
- Fundamente für Carport und Außentreppe
- Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bzgl. der zukünftigen Struktur des Außenputzes
Bildergalerie Dezember 2019
Bildergalerie Februar 2019
Offizieller Spatenstich
„Was lange währt, wird endlich gut“
Den offiziellen Spatenstich zum Start der Sanierungsmaßnahmen am Zehntstadel in Steinheim eröffnete Oberbürgermeister Manfred Schilder mit den Worten: „Was lange währt, wird endlich gut“, und sprach damit vielen Anwesenden aus der Seele. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem späten Mittelalter soll bis zum Frühjahr 2020 in ein Dorfgemeinschaftshaus umgebaut werden.
„Damit schaffen wir etwas, was der Ortsmitte des prosperierenden Stadtteils Steinheim gerecht wird“, äußerte sich das Stadtoberhaupt. Er bedankte sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement, im Besonderen aber bei Staatsminister a. D. Josef Miller, der durch seinen Einsatz einen großen Teil der Fördergelder akquirieren konnte.
„Der Schlüssel zu allem ist Geduld. Nicht durch Aufschlagen, sondern durch Ausbrüten wird aus dem Ei ein Küken“, zitierte Thomas Barth, Vorsitzender des Vereins Dorfgemeinschaft Steinheim, ein chinesisches Sprichwort und spielte damit auf die lange Zeit an, die das Gebäude ungenutzt herumstand und verwahrloste. Nach über einer Generation des Wartens, freute er sich nun über die begonnen Baumaßnahmen. „Das neue Dorfgemeinschaftshaus wird ein Schmuckstück werden, das die Menschen zusammenkommen lässt und damit die Gemeinschaft fördert.“
Auch Baumeister Wolfgang Zettler und Zimmerer Hermann Rehklau bliesen ins gleiche Horn, bedankten sich für die Auftragserteilung und waren sich einig, dass sich der steinige Weg bis zum Sanierungsbeginn des Gebäudes gelohnt hat.
„Der Zehntstadel gibt Steinheim mit seiner alten Geschichte Identität. Ein Neubau könnte dies nicht. Daher ist es wichtig, das Denkmal für den Ort zu erhalten“, legte Architekt Sebastian Dellinger dar.
Die Nutzfläche des sanierten Gebäudes wird bei rund 750 Quadratmetern liegen. Geplant sind eine Küche, ein Mehrzweckraum, ein Proberaum für die Musikkapelle sowie zwei Sitzungszimmer. Zudem soll der Bau barrierefrei gestaltet werden und erhält daher auch einen Aufzug. Zukünftig wird der Stadel dann als Dorfgemeinschafts- und Vereinshaus für viele Veranstaltungen wie Vereinsfeste, Geburtstagsfeiern oder auch Hochzeiten genutzt werden können. Bis zum Frühjahr 2020 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.
Die Baumaßnahmen haben bereits mit der Unterkellerung begonnen. Anschließend werden die Arbeiten oben weitergehen. „Im Rahmen des Denkmalschutzes soll so viel wie möglich von dem ursprünglichen Stadel erhalten werden“, so Schilder. Dafür werden das Mauerwerk und die Holzbalken genau unter die Lupe genommen und nötigenfalls ausgetauscht. Mittlerweile ist das ganze Gebäude von außen mit Stützbalken und einem Baugerüst eingefasst, sodass auch die Ortsdurchfahrt eingeschränkt ist.
Sanierungsplan
Terminplan
Baubeginn: September 2018
Fertigstellung: Frühjahr 2020
Gebäudekonstruktion Bestand
Das bestehende Gebäude ist zweigeschossig und wurde als Mischkonstruktion mit Wänden in Ziegelbauweise und Geschossdecken sowie Dachtragwerk in Holzbauweise errichtet. Das Gebäude ist in einen ehem. Wirtschaftsteil und einen ehemaligen Wohnteil gegliedert. Der Wohnteil ist mit einem Kellerraum teilunterkellert. Die Wände und Dachtragwerk weisen zum Teil erhebliche Substanzschäden auf.
Geplante Baumaßnahmen
Zur Vorbereitung der Maßnahme wird das Gebäude mit Provisorien statisch gesichert. Tragende Wände werden Unterfangen. Im Zuge der Ertüchtigung des Dachwerks werden Ortgang und Traufe angepasst. Der ehem. Wirtschaftsteil wird von Einbauten befreit und in Stahlbetonbauweise teilunterkellert. Im ehemaligen Wohnteil wird der Aufbau der Holzbalkendecken erneuert.
Ein Aufzug wird eingebaut. Das gesamte Gebäude erhält im Erdgeschoss eine neue Bodenplatte in Stahlbetonbauweise. Im ehemaligen Wirtschaftsteil wird eine neue Geschossebene in Holzbauweise mit Holz-Beton-Verbunddecke eingebaut. Die Außenwände erhalten teilweise neue Fenster- und Türöffnungen. Treppen werden in Ortbeton, Betonfertigteilen und als Stahlkonstruktion erstellt.
Die Reihenfolge der durchzuführenden Arbeiten wird im Wesentlichen durch die Statik des Gebäudes bestimmt. Folgender Ablauf ist vorgesehen:
- Erstellen der Bauzustandssicherungen
- Unterfangung der Außenwände ehem. Wohnteil
- Reparatur und statische Ertüchtigung des Dachwerks bis Dezember 2018
- Entkernen des ehem. Wirtschaftsteils
- Statische Eingriffe ehem. Wohnteil
- Unterfangung der Außenwände ehem. Wirtschaftsteil
- Baugrube neuer Keller inkl. Unterfangung und Verbau
- Einbau des neuen Kellers
- Einbau der neuen Bodenplatte EG
- Einbau der neuen Geschossebene im ehem. Wirtschaftsteil
- Entfernen der Bauzustandssicherungen
- Beginn des Innenausbaus
- Wiederherstellung der Fassade
- Einbau der Außentreppe
- Anlegen der Freianlagen
- Architektur/ Bauleitung
Beer Bembé Dellinger Architekten und Stadtplaner GmbH - Tragwerksplanung
Barthel & Maus Beratende Ingenieure - Brandschutzplanung
Prof. Bernhard Karl - HLS
Ingenieurgemeinschaft Hofer & Hölzl GmbH - ELT
Kettner & Baur Ing.-Büro - Bodengutachten/ Altlasten
GeoBüro Ulm GmbH - Bauphysik/ Bauakustik
Müller BBM - Emissions-/ Schallschutz
Tecum GmbH - SiGeKo
Secum GmbH - Holzschutz
Ing.-Büro für Holzschutz
- Baumeister
Zettler Bau GmbH - Zimmer-/ Dachdeckererarbeiten
Rehklau GmbH - Gerüstbau
Gerüstbau Uhle GmbH - Schreinerei und Glaserei
Johann Bachl
Stadtratsbeschluss und Bürgerentscheid über die Sanierung
Seit Anfang der 1990er Jahre gab es Diskussionen über die Sanierung des Zehntstadels. Das Landesamt für Denkmalschutz Bayern sprach sich gegen einen Abriss aus.
Im April 2016 beschloss der Stadtrat mit 31:5 Stimmen die Sanierung.
Am 18. September 2016 kam es zu einem Bürgerentscheid über das weitere Verfahren mit dem Zehntstadel.
Wahlbeteiligung: 26 Prozent (8278 von 31796 Stimmberechtigten gingen zur Wahl)
5802 Stimmen gegen die Sanierung
2456 Stimmen für die Sanierung
Die laut Quorum (d.h. eine bestimmte Zahl der Wählerinnen und Wähler stimmt im Sinne der Initiatoren ab) erforderliche 20 Prozent Hürde wurde nicht genommen. Daher wurde mit dem gescheiterten Bürgerentscheid der Beschluss des Stadtrats rechtskräftig.
Überblick - Der Weg bis zur Sanierung
2012 | Erwerb Grundstück Fl. 48, Gemarkung Steinheim |
2012-2014 | Erstellung von Gutachten zur Statik, zu notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege, verschiedene Befunduntersuchungen, erste Vorgespräche mit möglichen Zuschussgebern |
2014 | Realisierungswettbewerb. Büro Beer, Bembé, Dellinger Architekten und Stadtplaner aus Greifenberg erhielten den 1. Preis |
2014 Ende | Beschluss des Stadtrates zur stufenweise Vergabe der Planerleistungen nach VOF Verfahren |
2015 | Vertragsabschlüsse mit den Planern. Überarbeitung des Entwurfes nach Nutzungskonzept in Absprache mit dem Förderverein |
2015 | Bürgerbegehren gegen Sanierung |
2016 | Bürgerentscheid scheitert, Sanierung kann starten |
2016 Ende | Einreichung der Förderunterlagen bei den Fördergeldgebern |
2017 Mitte | Erhalt Baugenehmigung |
2017 Mitte | Bewilligungsbescheid zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn von den Förderstellen. Ohne diese Zusage konnte die LPH 5 und damit die Ausführungsplanung nicht begonnen werden. |
2018 Mitte | Hohe Ausschreibungsergebnisse; Klärung mit Regierung und Förderstellen; Zusage der Erhöhung der Zuschüsse |
2018 September | Baustart |
2018 Oktober | Offizieller Spatenstich mit allen Fördergeldgebern |
Ursprung
Der Zehntstadel diente zur Lagerung des Zehnten, einer steuerlichen Abgabe in Form von Naturalien, die im Mittelalter üblich war. Der kleine Gewölbekeller im Osten ist dem spätmittelalterlichen Baubestand zuzuordnen.
1448 wurde das Dorf Steinheim mit Gerichtsrechten, Kirchenvogtei und einigen Höfen von den Rittern von Eisenburg an das Memminger Unterhospital verkauft.
1750 wurde er in der Breite erweitert, etwas erhöht sowie mit einer neuen Tenne und einem neuen Dachstuhl ausgestattet. Der Anbau wurde 1751 vollendet, wie die Sandsteintafel mit dem Doppelkreuz (Wappen des Unterhospitals) in der Ostfassade dokumentiert.
Mit der Auflösung des Spitals im Jahr 1803, verlor der Stadel zunächst an Bedeutung.
Mitte des 19. Jahrhunderts fand mit der „Bauernbefreiung“ das feudale Gesellschaftssystem ein Ende. Das scheinbar nutzlose Gebäude wurde zu einem Bauernhof umgebaut und wechselte häufig den Besitzer. Es entstand der heute so charakteristische und das äußere Erscheinungsbild prägende Mittertennhof.
Grundrisse
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Alter-Grundriss_EG 253 KB
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Alter-Grundriss_1OG 189 KB
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Grundriss_EG 7 MB
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Grundriss_OG 7 MB
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Grundriss_UG 6 MB
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Grundriss_DG 7 MB
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Grundriss_Dachspitz 6 MB
Freianlagen
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Freianlagen 1 MB